"Leichen am Spitalsgang": Konkrete Auskünfte zu Horror-Bericht werden verweigert
Wegen “Überfüllung” eines oberösterreichischen Spitals müssten bereits “die Leichen am Gang abgestellt werden”, berichteten APA und ORF. Bei Nachfragen zu diesen Horror-Szenen erfuhr der eXXpress: Der Krisenstab der oö. Landesregierung weiß nichts von diesem Fall – und die APA verweigert dazu die Nennung von Orts- und Zeitangaben.
Die Totenbeschau sei “am Limit” gewesen, vor der Prosektur des oberösterreichischen Spitals hätten “wegen Überfüllung die Leichen bereits am Gang abgestellt werden müssen”, zitierte die Austria Presse Agentur (APA) eine unbekannte Pflegerin, deren Name von der Agentur in “Monika” geändert worden ist.
Der Bericht über diese Horror-Szenen in einem österreichischen Spital verbreitete sich rasend schnell, auch der ORF übernahm diese Meldung. Bei der für Oberösterreichs Spitäler zuständigen Landesrätin der Landesregierung wurde aber der Wahrheitsgehalt der Story, die “Monika” der APA erzählt hat, vorerst nicht überprüft. Denn als der eXXpress die Mitarbeiter der Gesundheitslandesrätin mit einem Gegencheck konfrontiert hat, hörte die Redaktion das: “Der konkrete Fall ist uns im Landes-Krisenstab nicht bekannt. Daher können wir dazu keine Informationen geben.”
Nachfrage bei der Austria Presse Agentur
Natürlich wollte der eXXpress auch eine Stellungnahme der APA-Chefredaktion zu diesem aufsehenerregenden Bericht einholen. Auf die Nachfrage, ob wir und alle unseren Leser zumindest erfahren dürfen, in welcher oö. Stadt und/oder in welchem Spital diese Horror-Szenen zu beobachten waren, kam folgende Antwort: “Wir reden dieser Tage im ganzen Land mit Ländervertretern, Krisenstäben, Spitalsbetreibern, Ärzten und Ärztinnen sowie Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern über die aktuellen Covid-Entwicklungen. Diese Recherchen fließen danach in diverse APA-Meldungen ein.”
Und: “Manche unserer Kontakte wollen dabei namentlich nicht genannt werden. Man nennt es Quellenschutz, und es handelt sich dabei um einen völlig normalen und üblichen redaktionellen Vorgang. Ich ersuche daher um Verständnis, dass wir über die in der entsprechenden APA-Meldung festgehaltenen Informationen keine weiteren Angaben machen werden.”
APA nennt weder Ort noch Spital
Der Begriff “Quellenschutz” ist auch der eXXpress-Redaktion bekannt. Allerdings ist diese Begründung für die Nicht-Nennung des Namens der Stadt, in der sich dieses überfüllte Spital mitsamt seiner “am Gang liegenden Leichen” befinden soll, absurd. Wenn die APA-Redaktion nichts zu verbergen hat, könnte natürlich sofort der Ort und auch das Spital genannt werden – die Pflegerin mit dem falschen Namen würde auch dann garantiert nicht als Informantin auffliegen.
Mit dieser Haltung kann die APA auf alle Fälle den Verdacht nicht zerstreuen, dass dieser “Leichen”-Bericht nicht ganz der Wahrheit entsprochen haben könnte. Eine Gegenrecherche wird ohne Nennung des Orts und des Krankenhauses jedenfalls verunmöglicht. Auch dass der Krisenstab der oö. Landesregierung nichts von derartigen Zuständen in einem Spital erfahren hätte, untermauert nicht die Glaubwürdigkeit des Berichts der Pflegerin “Monika”.
eXXpress verzichtet bewusst auf Schock-Szenarien
Der Bericht und auch andere Schilderungen vom besonders großen Leid von Corona-Intensivpatienten können bei psychisch sensiblen Mitmenschen schwere Folgen verursachen, der eXXpress verzichtet bewusst derartige Schock-Szenarien zu veröffentlichen. Und der eXXpress wird auch in Zukunft derartige Meldungen auf ihre Glaubwürdigkeit überprüfen.
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