Ein Journalist wollte es genau wissen – und testete die Schweizer Selbstbestimmungsgesetze auf ihre Alltagstauglichkeit. Pierre Moret ließ auf dem Zivilstandesamt sein Geschlecht für 75 Franken von „männlich“ auf „weiblich“ ändern. Eine Begründung war nicht erforderlich. Kürzlich versuchte er, Zugang zur traditionsreichen Frauenbadeanstalt an der Limmat zu bekommen – einem geschützten Rückzugsort, den Frauen seit 1837 für sich beanspruchen. Doch die Willkommenskultur fand am Eingang ein jähes Ende – denn die Realität ist weniger „woke“, als manche glauben.

„Ich bin auch eine Frau“, erklärte Moret der Bademeisterin an der Kassa – und legte seinen Ausweis mit dem Eintrag „weiblich“ vor. Doch die Mitarbeiterin blieb standhaft und entgegnete laut NZZ unmissverständlich: „Ich lese Sie als Mann.“ Der amtliche Geschlechtseintrag beeindruckte sie nicht – der Zugang blieb verwehrt. Die Szene sorgte für Aufsehen und wurde später von Moret selbst in einem ausführlichen Erfahrungsbericht auf dem Finanzportal Inside Paradeplatz veröffentlicht.

Gender auf dem Papier – Biologie bleibt draußen

Moret meldete den Vorfall der LGBTIQ-Helpline und reichte Beschwerde bei der städtischen Gleichstellungsstelle ein – jener Behörde, die jährlich mit rund zwei Millionen Franken gefördert wird. Die Antwort folgte nach wenigen Tagen: Der Zutritt zum Frauenbad sei nur „weiblich gelesenen Personen“ gestattet. Man setze auf Gespräche und sensibilisiertes Personal.

Moret reagierte mit Unverständnis: „Man darf sein Geschlecht frei wählen, und dann entscheidet das Gegenüber, wie es einen liest?“ Eine Klage ließ er bleiben – zu heikel. „Jedoch kann niemand beweisen, dass ich mich nicht als Frau fühle.“ Ein Satz, der zeigt, wie weit Ideologie und Realität inzwischen auseinanderklaffen.

Moret will nicht erneut provozieren und plant, bald wieder offiziell Mann zu werden – das sei ohnehin einfach.