Mega-Flop für Gewessler: Doch keine Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Mellach
Es hätte der große Notfallplan werden sollen angesichts der Gas-Krise: die Reaktivierung des Kohlekraftwerks in der Steiermark. Im Juni hatte das Energieministerin Gewessler versprochen. Daraus wird nun nichts. Gewesslers offizielle Begründung blendet allerdings unangenehme Fakten aus.
Im vergangenen Juni konnte die bittere Wahrheit nicht mehr verdrängt werden: Um Österreichs Energieversorgung steht es mittel- und langfristig weit schlimmer, als bis dahin zugegeben wurde. In einer Panikreaktion beschloss Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Wiederinbetriebnahme des Kohlekraftwerks Mellach (Steiermark), die sie der Öffentlichkeit als Lösung für den Notfall präsentierte. Das stillgelegte Fernheizkraftwerk Mellach sollte umgerüstet werden, damit im Ernstfall wieder Strom aus Kohle (und nicht aus Gas) produziert werden kann.
Dass das nicht gerade klimafreundlich ist, war klar – und ist eigentlich eine Untertreibung. Aber, dass das auch nicht so einfach ist und Monate dauert, das unterstrich der eXXpress schon damals. Ein halbes Jahr stellt sich nun heraus: Der Plan verpufft im Nichts. Was zurückbleibt, ist eine große Ankündigung, die mehrere Monate die Innenpolitik bewegt hat. Irritierend ist aber die offizielle Begründung.
Gewessler: "Wir haben andere Prioritäten"
Beim Biomasse-Kongresses in Graz meinte die Ministerin gegenüber ORF-Steiermark auf einmal: “Wir haben aktuell andere Prioritäten.” Man habe andere Maßnahmen gesetzt und sei für den Winter angeblich gut gerüstet. Freilich fehlte dafür auch die parlamentarische Mehrheit. Doch das sei nun nicht weiter tragisch: “Der Plan war, es für diesen Winter in die Umsetzung zu bringen. Die SPÖ hat diesem Vorschlag nicht zugestimmt. Wir haben es dann Gott sei Dank durch andere Maßnahmen geschafft in einer Situation zu sein, wo wir sagen können, die Versorgungssicherheit ist gewährleistet”, sagte Gewessler laut ORF. Nun ist die Sache also demnach vom Tisch.
Gar nicht so entspannt sieht das die Austria Gas Grid Management (AGGM). Als Marktgebietsmanager ist sie für sämtliche Bundesländer mit Ausnahme Tirols und Vorarlbergs zuständig. Die heimischen Gas-Speicher seien aktuell zu 87 Prozent gefüllt, berichtet die AGGM. Das entspricht 83 Terawattstunden (TWh) Gas. Als äußerst hilfreich erwiesen sich bisher der hohe Speicherstand zu Beginn des Winters und die für die Jahreszeit hohen Temperaturen. Doch damit ist das Problem noch nicht aus der Welt geschafft.
Die derzeitigen Kapazitäten reichen bis zum nächsten Winter nicht aus
Ein hoher Speicherstand auch nach dem Winter ist im Sinne der Versorgungssicherheit aber trotzdem “fundamental”, hieß es weiter. Das russische Gas zu ersetzen sei eine “Riesen-Herausforderung”, insbesondere wenn die Speicherstände niedrig sind. Mit Blick auf den kommen Winter 2023/24 hieß es von Seiten der AGGM: “Mit den derzeit verfügbaren Transportkapazitäten aus Deutschland und Italien ist eine ausreichende Diversifizierung der Lieferquellen für Gas nicht möglich und kann das Speicherziel von 90 Prozent nicht erreicht werden”– wenn kein Gas zum wichtigen ostösterreichischen Hub nach Baumgarten kommt und Exporte in die Nachbarländer wie 2022 weitergehen.
Auf eine Lösung der Ministerin für diese nicht gerade kleine Herausforderung warten wir noch immer vergebens.
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