46 Prozent der Österreicher sehen Inflation und Lebenshaltungskosten als drängendstes Problem. Nur 27 Prozent halten Verteidigung und Sicherheit für vorrangig. Das ergab die neueste Eurobarometer-Umfrage. Für den FPÖ-EU-Abgeordneten Harald Vilimsky steht damit fest: Die EU handelt an den Sorgen der Bürger vorbei. „Die Preise explodieren, doch Brüssel redet über Aufrüstung“, kritisiert Vilimsky. Die Träume von Militärmissionen hätten „nichts mit den echten Sorgen der Menschen zu tun“.

Harald Vilimsky (Bild, FPÖ) sieht in Brüssel eine „Politik gegen die eigenen Bürger – und das mit voller Absicht“.GETTYIMAGES/Horacio Villalobos / Kontributor

Vilimsky: „Die Menschen wollen spürbare Entlastung“

Der FPÖ-Politiker warnt vor einer gefährlichen Fehlentwicklung: „Die Menschen wollen keine Kriegsrhetorik, keine weitere Aufrüstung und keine zusätzliche Belastung durch eine völlig verfehlte Sanktionspolitik. Was sie fordern, ist spürbare Entlastung, leistbares Leben und eine EU, die sich endlich um die tatsächlichen Sorgen der Bevölkerung kümmert.“

Metsola sieht Sicherheitsauftrag für die EU

Eine ganz andere Interpretation der Umfrage liefert EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola. Sie sieht in den Ergebnissen ein klares Mandat für mehr sicherheitspolitisches Engagement: „Zwei Drittel der Europäer wollen, dass die EU eine größere Rolle bei ihrem Schutz spielt. Dies ist eine klare Aufforderung zum Handeln, der wir nachkommen werden.“

Metsola bezieht sich auf jene 66 Prozent der EU-Bürger, die sich mehr Schutz vor globalen Krisen und Bedrohungen wünschen. Die Formulierung ist aber – bewusst? – vage gehalten, von Militarisierung ist nicht die Rede. In Österreich stimmen ihr 56 Prozent zu.

Es geht um Krieg: Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen (l.), und NATO-Generalsekretär Mark Rutte (r.) sprechen auf dem Weg zu einer Plenarsitzung auf einem Gipfel im Lancaster House im Zentrum Londons.APA/AFP/POOL/Christophe Ena

„Politischer Anstand heißt: Die Ergebnisse ernst nehmen“

Für Vilimsky ist das ein typisches Beispiel für die Realitätsferne der EU-Eliten: „Nur 27 Prozent der Österreicher halten Verteidigung für die oberste Priorität. Wer daraus dennoch politische Rückschlüsse in Richtung mehr EU-Militär zieht, ignoriert bewusst den tatsächlichen Willen der Bevölkerung!“

Wenn die EU schon kostspielige Umfragen in Auftrag gebe, so Vilimsky weiter, „sollte sie auch den politischen Anstand haben, deren Ergebnisse ernst zu nehmen“.

Er bekräftigt: „43 Prozent der Europäer und 46 Prozent der Österreicher sehen die Bekämpfung der Inflation und der hohen Lebenshaltungskosten als dringendstes Thema. Das ist ein klarer Handlungsauftrag – und der hat nichts mit Aufrüstung zu tun, sondern mit Entlastung!“ Wer diese Botschaft ignoriere, so Vilimsky, betreibe „Politik gegen die eigenen Bürger – und das mit voller Absicht.“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) ist in Brüssel Dauergast. Im Bild mit dem Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel und EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen.APA/AFP/JOHN THYS

Sorge um Zukunft und sinkende Lebensstandard

Weitere Eurobarometer-Ergebnisse:
65 Prozent der Österreicher sagen, dass die EU-Mitgliedschaft Vorteile bringt – das liegt deutlich unter dem EU-Schnitt von 74 Prozent.
88 Prozent wünschen sich, dass die EU-Staaten geschlossen auftreten, um globale Herausforderungen zu bewältigen.

Sorgenvoll ist der Blick in die Zukunft: 40 Prozent der Österreicher rechnen damit, dass ihr Lebensstandard in den kommenden fünf Jahren sinkt. EU-weit sieht das ein Drittel (33 Prozent) so – ein Anstieg um sieben Prozentpunkte gegenüber Juli 2024. Besonders pessimistisch sind die Deutschen: 47 Prozent erwarten eine Verschlechterung – um 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.