
Meloni: „J.D. Vance hat Recht – Europa hat sich verloren“
Giorgia Meloni stellt sich hinter J.D. Vance – und kritisiert Europas Kurs bei Meinungsfreiheit und Migration. In einem Interview mit der Financial Times warnt sie vor ideologischer Verbohrtheit und einem gefährlichen Zollkrieg mit den USA. Trumps NATO-Kritik sieht sie als Weckruf – und schlägt eine umstrittene Lösung für die Ukraine vor.

Die Kritik von US-Vizepräsident J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz sorgt nach wie vor für Aufregung: Europa erlebe Rückschritte bei Meinungsfreiheit und Demokratie – und Massenmigration drohe den Kontinent dauerhaft zu verändern. Deutsche Politiker reagierten empört. Italiens Premierministerin Giorgia Meloni ist da anderer Meinung. Gegenüber der Financial Times erklärt sie: „Ich muss sagen, ich stimme zu.“ Und weiter: „Europa hat sich ein wenig verloren.“
Trump hat nicht die Bürger im Visier – sondern die Eliten
Auch Donald Trumps Kritik an Europa verteidigt Meloni. Diese richte sich nicht gegen die Bürger, sondern gegen die politische Klasse, die versuche, Ideologien durchzudrücken, statt pragmatisch zu handeln.
Die Vorstellung, Italien müsse sich zwischen Europa und den USA entscheiden, lehnt die Premierminister ab und nennt sie schlicht „kindisch“. Ihr gehe es darum, Italiens Interessen zu verteidigen und die transatlantischen Spannungen zu überwinden.
Zugleich bot sie sich als „Brückenbauerin“ zwischen den USA und der EU an. Meloni gilt im Kreis der Europäer als bevorzugte Ansprechpartnerin von Trump.
Zollkrieg? Meloni warnt Brüssel
Zwar gibt Meloni zu, mit Trump in Sachen Handelspolitik nicht immer einer Meinung zu sein – etwa bei den angekündigten 25-Prozent-Zöllen auf Autoimporte. Doch sie hält gute Beziehungen zu Washington für essenziell. Die EU solle sich nicht in einen „Teufelskreis“ von Vergeltungszöllen stürzen. Das gefährde Jobs, heize die Inflation an und schade der Wirtschaft. Stattdessen fordert sie rasche Verhandlungen mit der Trump-Administration.
Verteidigung: Europa soll endlich aufwachen
Trumps Kritik an der europäischen Verteidigungspolitik hält Meloni für berechtigt. Sie sieht darin einen Weckruf für Europa, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen.
Melonis Ukraine-Plan sorgt für Kritik
Für die Ukraine schlägt Meloni einen neuen Weg vor: Die NATO-Verteidigungsklausel solle auf das Land ausgedehnt werden – ohne formelle Aufnahme in das Bündnis. Das sei weniger provokant gegenüber Russland und effektiver als Truppenentsendungen. Doch in Europa und Kiew wird dieser Vorschlag skeptisch aufgenommen.
Stabilität und Realitätssinn
Abschließend betont Meloni die politische Stabilität ihrer Regierung und deren vorsichtige Haushaltspolitik – beides habe die Finanzmärkte beruhigt. Ihr Ziel: Lösungen statt Ideologie – im Handel, in der Sicherheitspolitik und im transatlantischen Verhältnis.
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