Militäranalyst Oberst Reisner: "Der Ukraine bleiben nur noch wenige Wochen Zeit"
“Die Ukraine hat nur wenige Wochen Zeit bis die nächsten Regenperiode, die nächste Schlammperiode kommt”, bewertet Österreichs Top-Militärexperte Oberst Markus Reisner die Situation für Kiew als nicht wirklich ideal. Allerdings: Es bestehen noch Chancen auf einen Erfolg.
Der Kommandant des österreichischen Garde-Bataillons und mittlerweile in ganz Europa als ausgezeichneter Analyst bekannte Bundesheer-Offizier bewertete für das ZDF aktuell den Stan der Gegenoffensive der Ukraine. Oberst Markus Reisner (45): “Derzeit finden heftige Kämpfe um Robotyne statt. Robotyne ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil es ein Ort ist, der quasi das Ende der sogenannten Gefechtsvorpostenlinie definiert. Das heißt, hinter dieser Gefechtsvorpostenlinie kommen dann wirklich die Hauptstellungen der russischen Armee, bis hin zu der Ortschaft Tokmak, die zur Festung ausgebaut ist.”
Falls das Dorf Robotyne (in Friedenszeiten 480 Einwohner) von den ukrainischen Streitkräften tatsächlich eingenommen sein sollte, wäre dies ein taktischer Erfolg.
Bald kommt die Regenperiode - Vorstöße werden extrem schwierig
Der österreichische Militärexperte meint allerdings: “Fakt ist aber natürlich, dass aus der Historie betrachtet langwierige Offensiven, die nicht substanziell zu Ergebnissen führen, dann meistens eingestellt werden. Und die Frage ist, ob das jetzt möglicherweise auch dieser ukrainischen Offensive droht.”
Denn die Zeit spiele gegen die Ukraine, so Reisner: “Sie hat nur noch wenige Wochen Zeit bis die nächste Regenperiode, die nächste Schlammperiode kommt – und dann steht der Winter vor der Tür.”
Chance für Kiew: Eine Panikreaktion der russischen Armee
Trotz dieser schwierigen Situation könnte der ukrainischen Armee noch ein großer Erfolg gelingen, meint Oberst Reisner: “Die Kriegsgeschichte ist voller Beispiele, bei denen unterlegene Streitkräfte einen Durchbruch erzielt hätten, den man ihnen nicht zutraute. So kann es zum Beispiel sein, dass eine Eigendynamik entsteht aufgrund zum Beispiel eines Durchbruchs. Dadurch könnte es zu einer Panikreaktion der russischen Armee kommen, ähnlich wie es bereits bei Charkiw passiert ist.”
Die Streitkräfte-Führung der Ukraine sollte aber darauf achten, dass sich die Armee in den letzten Tagen der Gegenoffensive nicht mit dem Einsatz all ihrer Reserven übernimmt – da diese Reserven dann eigentlich die Kräfte sind, die man brauchen würde, um sich zu konsolidieren, um in den Winter zu gehen und um die nächste Offensive vorzubereiten.
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