Moskau steigert Waffen-Produktion, während sich Europas Bestände leeren
In ganz Europa leeren sich die Waffenlager. Einige Staaten haben der Ukraine große Teile ihres Bestands geliefert. Nun benötigen sie selbst dringend neue Lieferungen für Landesverteidigung. Anders in Russland. Laut Putin-Freund Dmitri Medwedew zündet man dort gerade den Produktionsturbo.
Russland steigert die Produktion sämtlicher Waffen. Das behauptet nun der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates und Putin-Freund Dmitri Medwedew. “Die Produktion von Waffen und Spezialausrüstungen aller Art steigt um ein Vielfaches: von Panzern und Gewehren bis hin zu Hochpräzisionsraketen und Drohnen. Macht euch bereit”, erklärte er auf Telegram.
Medwedew widerspricht westlichen Berichten
Der Politiker wandte sich an die Gegner Russlands und riet ihnen, nicht darauf zu hoffen, dass dem Land die Waffen ausgehen würden. “Wenn ich gegnerische Analysen lese, stoße ich immer wieder auf Behauptungen, dass Russland bald die militärische Ausrüstung und die weit verbreiteten Waffen ausgehen werden. Als ob alles aufgebraucht wäre. Halten Sie nicht den Atem an”, sagte er.
Eben erst sei er auf Anweisung von Präsident Wladimir Putin nach Nischni Tagil gereist und habe die Panzerproduktion des Unternehmens Uralwagonsawod, des größten Herstellers von Panzern in diesem Gebiet, inspiziert, berichtete Medwedew. Während der Reise habe er auch Gespräche über die Beschleunigung der Lieferungen an die Streitkräfte und die Behebung bestehender Probleme geführt.
Europäische Staaten stöhnen unter Mangel an Waffen
Anderes hört man zurzeit aus Europa. Hier macht der Mangel an Waffen auf dem gesamten Kontinent sämtlichen Verbündeten der Ukraine zurzeit das Leben schwer. Wenn die eigenen Waffenvorräte zu gering werden, setzen sich diese Länder selbst dem Risiko eines russischen Angriffs aus.
Der russische Einmarsch in der Ukraine hat die bereits dezimierten Waffenbestände nicht nur in mehreren kleineren Staaten, sondern auch in einigen größeren NATO-Ländern belastet, berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press am Sonntag. Die Vereinigten Staaten und andere NATO-Mitglieder haben Waffen und Ausrüstungen im Wert von Milliarden von Dollar an die Ukraine geliefert; einige Verbündete haben mittlerweile alle ihre Waffen aus der Sowjet-Ära abgegeben und warten auf amerikanischen Ersatz.
Einigen Staaten fehlt eine eigene Waffenindustrie
Estland hat der Ukraine den Gegenwert eines Drittels seines Verteidigungshaushalts zur Verfügung gestellt, berichtet der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur. Norwegen hat der Ukraine nach Angaben des IfW-Instituts in Kiel mehr als 45 Prozent seiner Haubitzen, Slowenien fast 40 Prozent seiner Panzer und die Tschechische Republik etwa 33 Prozent seiner Salvo-Raketenwerfer zur Verfügung gestellt.
Für einige europäische Länder könnte es nun schwierig werden, die Lieferungen schnell wieder aufzufüllen, da sie nicht mehr über einen starken Verteidigungssektor verfügen, der die benötigten Waffen samt Munition schnell herstellen kann. Viele verlassen sich daher auf die US-Rüstungsindustrie, die einige Konkurrenten verdrängt hat.
Russland könnte auf 24-Stundenproduktion umstellen
Gleichzeitig wissen europäische Politiker von Russlands Fähigkeiten, seine Armee zu erneuern. “Wir gehen davon aus, dass Russland seine Fähigkeiten eher früher als später wiederherstellen wird, weil der russische Präsident die Waffenhersteller anweisen könnte, auf eine 24-Stunden-Produktion umzustellen”, sagte Estlands Verteidigungsminister Pevkur. Ihm zufolge hat Moskau einige Soldaten in Fabriken statt an die Front geschickt. Russland rüste alle paar Jahre sein Militär auf, um eine Invasion gegen seine europäischen Nachbarn zu starten, sagte er unter Verweis auf die Russlands Kriege in Georgien 2008 und in der ukrainischen Halbinsel Krim 2014.
Kleinere Länder wie Litauen, aber auch einige größere Staaten, darunter Deutschland, stehen vor Schwierigkeiten, berichtet Associated Press. “Die Ressourcen der Bundeswehr sind wie in anderen europäischen Ländern begrenzt”, erklärte das deutsche Verteidigungsministerium, wollte aber keine konkreten Zahlen nennen. Man arbeite daran, die Lücken zu schließen, hieß es.
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