Mysteriös: Annalena Baerbocks Doktorarbeit hat jemand anderer vollendet, als sie selbst noch daran gearbeitet hat
Die Grüne-Kanzlerkandidatin hat ihre Doktorarbeit nie abgeschlossen – das hat anscheinend jemand anderer getan, wie neue Recherchen jetzt zeigen. Doch das alles passt nicht zu Baerbocks bisherigen Behauptungen über ihr eigenes Doktoratsstudium.
Es klingt aberwitzig, vor allem nach all den Unstimmigkeiten im Lebenslauf von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock: Neuesten Recherchen zufolge hat Baerbock jahrelang an der Freien Universität Berlin an einer Doktorarbeit geschrieben, die jemand anderer abgeschlossen und eingereicht hat, was Baerbock allerdings nicht daran hinderte, die Arbeit daran fortzusetzen. Das ist äußerst eigenartig.
2013: "Fast fertige Promotion" über Naturkatastrophen
Das Interesse am mysteriösen akademischen Werdegang der Grünen-Kanzlerkandidatin ist erheblich gestiegen, vor allem wegen der Fehler in ihrem Lebenslauf – mindestens zwölf – sowie wegen der widersprüchlichen Angaben bezüglich ihres Werdegangs und der unterschiedlichen Versionen ihres Curriculums. Rätselhaft bleibt auch ihr nicht beendetes Promotionsstudium in Berlin, vor allem aufgrund neuer Erkenntnisse.
Von wann bis wann Baerbock worüber ihre Dissertation geschrieben hat und ob überhaupt an der rechtswissenschaftlichen Fakultät – all das sorgt seit Mai für Rätselraten. Netzfunde aus den Jahren 2012 bis 2014 werfen neue Fragen auf. In einem “Tagesspiegel”-Artikel vom Oktober 2013 ist über Baerbock zu lesen: “Nebenbei will sie endlich die fast fertige (sic!!) Promotion beenden, trotz der nun noch knapperen Zeit. Das Thema ist für eine Grüne perfekt: ‘Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe’. Das sei im Völkerrecht nämlich nicht geregelt, erzählt Annalena Baerbock.”
An der “fast fertigen Promotion” arbeitete Baerbock 2014 anscheinend noch immer. Das steht zumindest in einem anderen Bericht auf der Website des Deutschen Bundestags – übrigens im Widerspruch zum dortigen Baerbock-Lebenslauf, wonach die Grünen-Politikerin ihr Studium bereits 2013 abgebrochen hat: Baerbock “begann eine Promotion über Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe an der Freien Universität in Berlin”, heißt es dort.
Die 2012 vollendete Doktorarbeit mit demselben Titel
Nun kommt das wirklich Kuriose: “Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe” – eine Dissertation zu eben diesem Thema wurde an der Freien Universität in Berlin damals tatsächlich abgeschlossen, allerdings nicht von Baerbock selbst. Wie Online-Recherchen ergaben, ist im Jahr 2012 just an jener Uni, an der Baerbock immatrikuliert war, eine Dissertation mit genau diesem Titel erschienen, allerdings auf Englisch. Sie heißt: “Humanitarian Aid and Natural Disasters: A Study of Selected European Countries” und stammt von Matteo Garavoglia, einem Experte für Rhetorik und Interkulturelle Kompetenz. Er promovierte mit dieser Arbeit allerdings nicht in Völkerrecht, sondern in Politikwissenschaften.
Dass man an ein und derselben Uni eine Arbeit mit exakt demselben Titel verfasst – das ist alles andere als üblich. Anfragen an Baerbock und an Garavoglia wurden bis jetzt noch nicht beantwortet.
Verschiedene Erklärungsmöglichkeiten
Mehrere Erklärungen bieten sich an. Eine davon wäre: Die Doktorarbeit war zunächst ein Gemeinschaftsprojekt von Baerbock und Garavoglia, doch Baerbock sprang ab, weil sie zu wenig Zeit dafür hatte. Die Zusammenarbeit von zwei Autoren an einer Dissertation ist grundsätzlich möglich. Nur: Warum hat Baerbock dann mehr als ein Jahr nach Beendigung der Arbeit noch behauptet, ihre Promotion sei “fast fertig”? Darüber hinaus hätte Baerbock dann nicht in Völkerrecht promoviert, sondern in Politikwissenschaften.
Wusste Baerbock am Ende von dieser wissenschaftlichen Arbeit und wollte sie diese unter dem Gesichtspunkt des Völkerrechts weiterentwickeln? Aber woran hat sie ab 2009 gearbeitet, als sie schon ihren eigenen Angaben zufolge immatrikuliert war und warum verwendet sie genau denselben Titel? Es gebe auch weniger vorteilhafte Antwort-Möglichkeiten, etwa dass Baerbock schon früher mit ihrer Doktorarbeit nicht weitergekommen ist, weshalb sie von Garavoglia übernommen wurde. Auf allzu weitreichende Spekulationen will sich der eXXpress aber nicht einlassen, solange er keine weiteren Antworten auf die offenen Fragen erhalten hat.
Kurios erscheint das alles vor allem vor dem Hintergrund der bisherigen Unstimmigkeiten in Baerbocks Lebenslauf:
Widersprüchliche Angaben zum Promotionsstudium
“Doktorandin des Völkerrechts, Freie Universität Berlin, Promotion nicht beendet” steht aktuell auf ihrer Homepage. Wahr ist gemäß dem Plagiatsjäger Stefen Weber: Baerbock ist seit 2015 ohne Abschluss exmatrikuliert. Doch die Kanzlerkandidatin hat noch andere Versionen in Umlauf gesetzt. In ihrem Curriculum von 2018 stand etwa “Promotion derzeit ruhend” – was auch immer das heißen mag – und auf der Website des Deutschen Bundestags steht: “2009 bis 2013 Doktorandin im Völkerrecht, Freie Universität Berlin (nicht beendet)”.
Der Informatiker Hadmut Danisch hat sich bereits Mitte Mai gefragt: Wie kann eine Promotion 2018 “ruhen”, vor allem wenn Baerbock nur bis 2013 Doktorandin war, laut Bundestags-Homepage? Auch bezweifelte Danisch, ob Baerbock für ein Studium an der rechtswissenschaftlichen Fakultät überhaupt die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt hat, schließlich ist sie ja keinen “Volljuristin”, wie auch Recherchen des eXXpress ergaben. Die Freie Universität Berlin hat Danisch zumindest versichert, “dass im Grundsatz auch eine Promotion mit einem einschlägigen im Ausland abgeschlossenen Studium möglich ist oder mit einem nicht rechtswissenschaftlichen Hochschulgrad, wenn ein Nachweis zusätzlicher rechtswissenschaftlicher Befähigung erbracht wird.”
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