Nach dem Abbruch der Verhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP ist der Aufruhr in der österreichischen Politik groß. Eine lange Reihe von Politikern konnte es sich nicht verkneifen, das Scheitern der blau-schwarzen Regierungsgespräche öffentlich zu kommentieren und Forderungen und Erwartungen mit Blick auf die weitere Zukunft zu deponieren.

Die Neos haben unmissverständlich bekräftigt, dass sie eine Neuauflage der Ampel-Verhandlungen begrüßen würden. Der Neos-Politiker Douglas Hoyos etwa, postete auf “X” (vormals Twitter), dass seine Partei “zu neuen Gesprächen für eine pro-europäische und reformorientierte Regierungsmehrheit” bereit sei.

Schon gestern hatte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger betont, dass ihre Partei sowohl für eine Minderheitsregierung zwischen ÖVP und Neos als auch für neue Gespräche “zu dritt” offen sei. Ihre Einschränkung bei Dreier-Verhandlungen: Die SPÖ müsse hierfür “in die Mitte rücken”.

Wien Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist einer der größten Fürsprecher neuer Verhandlungen mit der ÖVPAPA/GEORG HOCHMUTH

Läuft es wieder auf Ampel-Verhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos hinaus?

Die SPÖ zeigte sich ebenfalls empfänglich dafür, die Verhandlungen mit der ÖVP neu aufzurollen. “Wir stehen vor einer historischen Situation: Die Sozialdemokratie war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen. Dabei muss Staatswohl immer über Parteiwohl stehen. Unsere Hand ist weit ausgestreckt. Jetzt liegt es an der ÖVP, diese auch zu ergreifen”, sagte der Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig (SPÖ).

Der neue SPÖ-Chef in Tirol, Philip Wohlgemuth, blies ins gleiche Horn wie Ludwig. Auch er sprach sich für neue Verhandlungen mit der ÖVP aus. Anders äußerte sich der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Er befürwortet eine Expertenregierung – und nachdem sich die überhitzten Gemüter abgekühlt haben, will er Neuwahlen.

SPÖ-Chef Andreas Babler seinerseits zeigt sich sowohl für eine Expertenregierung als auch für neue Verhandlungen mit der ÖVP offen. Indessen ist fraglich, welchen Stand Babler in seiner Partei noch hat, schließlich soll nicht zuletzt seine Person und das von ihm repräsentierte Gedankengut der Grund für das Scheitern der Ampel-Verhandlungen gewesen sein.

Aus den Reihen der Volkspartei gibt es offenbar auch Bereitschaft, erneut mit ÖVP und Neos zu verhandeln. Der Chef der ÖVP-Wien, Karl Mahrer, forderte seine Partei auf, die Gesprächsangebote von SPÖ und Neos ernst zu nehmen. Der Landeshauptmann von Tirol, Anton Mattle, will ebenfalls wieder mit SPÖ und Neos verhandeln – jedoch ohne Andreas Babler bei den Roten.

Auch SPÖ-Chef Andreas Babler ist für neue Ampel-Verhandlungen offen - allerdings ist seine Zukunft bei den Sozialdemokraten ungewissAPA/EXPA/JOHANN GRODER