Alice Weidel und die AfD errangen bei der gestrigen Deutschland-Wahl 20,8 Prozent der Stimmen, das ist ein Plus von satten 10,4 Prozentpunkten gegenüber der letzten Bundestagswahl 2021. Angesichts dieser Stimmenzuwächse ist für den ungarischen Regierungschef Viktor Orban eines klar: Die AfD sei die “Partei der Zukunft in Deutschland”. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann die Partei ans Ruder gelangt, so Orban.

Kurz vor der Bundestagswahl war Weidel auf Einladung Orbans nach Budapest gereist, wo die beiden Politiker die künftige Zusammenarbeit ihrer Parteien, Fidesz und AfD, sowie europäische Zukunfstfragen erörterten, darunter insbesondere das Thema Migration. Orban und Weidel fanden auch Zeit, dem Herausgeber der Schweizer “Weltwoche”, Roger Köppel, und dem Chefredakteur des ungarischen Wochenzeitung “Mandiner”, Zoltán Szalai, ein Interview zu geben.

In diesem Gespräch, dass in der Bibliothek des ungarischen Ministerpräsidentenamtes stattfand, spricht Orban davon, dass in Deutschland ein akutes “Demokratieproblem” zu beobachten sei. Er wies darauf hin, dass rund 70 Prozent der Deutschen ein hartes Durchgreifen gegenüber Migranten erwarte. Demgegenüber sei die politische Führung des Landes, Stichwort Ampel-Koalition, schlechthin nicht bereit gewesen, eine solche Politik umzusetzen.

Für Viktor Orban sind Herbert Kickl und die FPÖ die Zukunft in ÖsterreichAPA/PHOTONEWS.AT/GEORGES SCHNEIDER

Wichtige Grundregel: Nicht wider den Willen der Wähler handeln

Orban sagte in diesem Zusammenhang, dass eine Politik, die in einem demokratischen System gegen den Willen der Menschen gerichtet sei, nicht ungestraft davonkomme. Nur jene politischen Kräfte hätten in einer Demokratie eine Zukunft, die die grundlegenden Bedürfnisse und Interessen der Menschen vertreten würden.

Weidel drückte diesbezüglich ihre Meinung aus, wonach es bereits nach “ein-zwei Jahren” wieder Bundestagswahlen in Deutschland geben werde, weil eine völlig instabile Koalition zu erwarten sei (voraussichtlich Schwarz-Rot). Die AfD-Chefin sagte ferner in dem Interview, dass ihre Partei nach der nächsten Deutschland-Wahl in regierungsverantwortung kommen und womöglich sogar die Unionsparteien CDU/CSU hinter sich lassen werde.

Die beiden Politiker kamen in dem Interview auch auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump zu sprechen. Laut Orbán ist Trump ein lupenreiner “Freiheitskämpfer”, der all jene Strukturen aufbrechen wolle, die auch auf globaler Ebene die Freiheit begrenzen. Hierbei verweist Orban auf einen kürzlichen Skandal in den USA. Bei diesem sei zutage getreten, dass “linke, liberale und globalistische Organisationen” klammheimlich durch “amerikanische Regierungsgelder” finanziert worden seien (unter der Regierung von Ex-US-Präsident Joe Biden).

"Er ist ein Freiheitskämpfer": Viktor Orban (li.) hält große Stücke auf US-Präsident Donald TrumpAPA/AFP/HUNGARIAN PRIME MINISTER'S OFFICE/ ZOLTAN FISCHER

Laut Orban wird Trump die Welt grundlegend verändern

In Sachen Trump erklärte Orban, dass der US-Präsident die Welt in fünf Dingen “sicher verändern wird”. Erstens werde sich das Denken über Migration verschieben. Orban: “Die neue Position ist klar: Migration ist schlecht, deshalb muss sie gestoppt werden, illegale Migration wiederum ist noch schlechter.”

Zweitens werde Trump das Denken über Krieg und Frieden verändern. “Donald Trump will den Frieden”, so Orban. In Europa wollten mit Ausnahme Ungarns alle Russland besiegen, was ein Irrsinn sei.

Drittens verändere Trump unser Bild von Energie und dem “ganzen Green Deal”. Der US-Präsident sage nämlich, dass grüne Politik nicht dem gesunden Menschenverstand und der wirtschaftlichen Rationalität zuwiderlaufen dürfe.

Viertens werde der amerikanische Präsident der Verhöhnung und Herabwürdigung des Christentums ein Ende setzen. In der westlichen Hemisphäre ist es laut Orban zur Gewohnheit geworden, diejenigen geringzuschätzen und als ewiggestrig zu brandmarken, die zu einer christlichen Gemeinschaft gehören. Es sei großartig und ein hoher Wert, ein Christ zu sein.

Schließlich werde Trump die freie Rede wieder zurückholen und der political correctness und Wokeness einen Riegel vorschieben, so Orban.

Dem kann auch Alice Weidel zustimmen. Sie fügt noch folgende gedanken hinzu: Während Trump die nationalen Interessen seines Landes an die erste Stelle setze, habe Europa keinen blassen Schimmer davon, wo die Reise überhaupt hingehen soll.