Details zur jetzt geplanten Vergeltung nannte Selenskyj nicht. Allerdings verwies er einmal mehr auch auf die seit drei Wochen laufende ukrainische Offensive im russischen Gebiet Kursk. Die ukrainischen Truppen hätten dort ihre Kontrolle ausgeweitet und erneut russische Kriegsgefangene genommen, was die Möglichkeiten für den Austausch von Gefangenen verbessere.

Der Präsident begründete die Invasion im Gebiet Kursk auch damit, dass die westlichen Verbündeten bisher reichweitenstarke Waffen nicht für den Einsatz auf russischem Gebiet freigegeben haben. Die Präsenz der ukrainischen Truppen und ihre Anstrengungen, die russische Bedrohung zu eliminieren, seien ein Weg, die fehlende Erlaubnis zu kompensieren.

Russland nicht bereit zu Friedensgesprächen

Am 6. August war die Ukraine mit rund 10.000 Soldaten in die Region Kursk einmarschiert. Selenskyj hatte auch davon gesprochen, dass damit der Druck auf Moskau erhöht werden solle, sich auf Verhandlungen für einen gerechten Frieden einzulassen. Russland hatte nach der Invasion seine Bereitschaft zu Gesprächen allerdings für nichtig erklärt.

In seiner Videoansprache berichtete Selenskyj zudem über Probleme im eigenen Land beim Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Demnach erhielt er Berichte über Kollaborateure und Strafverfahren gegen Ukrainer, die die russische Aggression verteidigten oder sogar am Krieg gegen Kiew teilnehmen. Der ukrainische Geheimdienst meldet immer wieder Festnahmen und Urteile in solchen Fällen.

Bei einem Treffen mit den Chefs der Generalstaatsanwaltschaft und des Grenzschutzes sei es besonders auch um die illegale Flucht aus dem Land gegangen, sagte Selenskyj. Viele Ukrainer, die vor einem Kriegseinsatz fliehen, bezahlen Schleuser, um das Land über die grüne Grenze zu verlassen. Selenskyj kündigte einen Plan zur Lösung der Probleme an. Bekämpft soll auch die Korruption in Einberufungsstellen, in denen sich bisweilen Wehrpflichtige vom Kriegsdienst freikaufen, indem sie für eine Untauglichkeitsbescheinigung Geld bezahlen.