Nervosität in Kiew steigt: Putin steht vor wichtigem Sieg in Bakhmut
Die grausame Schlacht um Bakhmut: Russland schickt permanent neue Truppen in den Kampf, um die ukrainische Kontrolle über die Stadt Bakhmut zu brechen. Präsident Wladimir Putin hätte damit den ersten bedeutenden Sieg auf dem Schlachtfeld seit dem Frühsommer.
Die Einkesselung der Stadt im Osten des Landes schreitet voran. Zurzeit rücken die russischen Streitkräfte aus drei Richtungen auf Bakhmut vor. Damit gerät die Hauptversorgungslinie der Ukraine bereits stark unter Druck. Kiew muss sich nun mit der Entscheidung herumquälen, ob es sich überhaupt noch auszahlt, diese Stellung zu halten.
Analysten sind sich uneinig über die tatsächliche militärische Bedeutung Bakhmuts. Ein russischer Sieg hätte aber zweifelsohne hohe symbolische Bedeutung und auch Wirkung auf die Motivation auf beiden Seiten. Die Stadt ist zum Brennpunkt sowohl des ukrainischen Widerstands als auch der Bemühungen Moskaus geworden, auf dem Schlachtfeld wieder an Boden zu gewinnen.
„Bakhmut hält“ hält ist zum Schlachtruf der Ukraine geworden
Die Ukrainer haben die Stadt in den vergangenen Monaten als „Festung Bakhmut“ bezeichnet, denn nach schweren und anhaltenden Kämpfen steht sie noch immer. „Bakhmut hält“ ist zu einem Schlachtruf geworden, der von Soldaten und ihren Anhängern sowie von Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinen abendlichen Ansprachen verwendet wird. Manche Militärstrategen sehen aber Kiews Vorgehen hier kritisch, weil es zu unnötig hohen Verlusten geführt habe.
Die russischen Streitkräfte konnten in den vergangenen Wochen mehrere Städte und Dörfer rund um Bakhmut einnehmen. Dies gelang durch unerbittlichen Beschuss und Angriffe im Stil des Ersten Weltkriegs. Eigentlich galt es zuvor als undenkbar, dass solche Kämpfe heute in Europa noch einmal stattfinden würden, wie Oberst Markus Reisner, Militärexperte des österreichischen Bundesheeres, im Jänner in einer umfassenden Analyse unterstrich. Von besonderer Tragweite dürfte für die Russen die Einnahme der 15 Kilometer nördlich gelegene Salzbergbaustadt Soledar gewesen sein.
Wagner-Soldaten werden mittlerweile von regulären Truppen unterstützt
An der Spitze des Angriffs standen die Söldner der Wagner-Gruppe des Putin-Vertrauten Evgeny Prigozhin. Viele ihrer Kämpfer sollen aus Gefängniskolonien in weit entfernten russischen Regionen rekrutiert worden sein. Ukrainische Soldaten bezeichnen sie als „Kanonenfutter“ der russischen Armee. Mittlerweile würden aber gut ausgebildete russische reguläre Truppen die Wagner-Kämpfer bei ihrem Versuch, die Stadt einzukesseln, unterstützen, sagt Denys Yarolavskyi, Kommandeur einer ukrainischen Einheit in Bakhmut.
Aufgrund ihrer jüngsten Erfolge erklärten die russischen Streitkräfte am Mittwoch, sie hätten die Stadt effektiv umzingelt. „Bakhmut ist jetzt operativ eingekesselt, und unsere Kräfte schließen den Ring um die Stadt“, sagte Yan Gagin, ein Beamter der russischen Verwaltung in Donezk. Möglicherweise steht der Rückzug der ukrainischen Streitkräfte also unmittelbar bevor.
Russland hofft über die Einnahme von Bakhmut die gesamte Provinz Donbas einzunehmen. Das Gelände ist aber nicht leicht zu durchqueren. Sofern die ukrainischen Verteidigungslinien halten, dürften weitere schwere Kämpfe bevorstehen.
Berichte über hohe Verluste auf beiden Seiten
Es gibt keine offizielle Zahl zu den Todesopfern in der Schlacht von Bakhmut. Fakt ist: Sie tobt mittlerweile seit Mai. Beide Seiten haben zeitweise behauptet, täglich bis zu Hunderte von feindlichen Truppen getötet zu haben. Auch die Zahl der getöteten Zivilisten ist alarmierend.
Vor der russischen Invasion im Februar 2022 lebten in Bakhmut mehr als 70.000 Menschen. Laut Oleksiy Reva, der seit 33 Jahren Bürgermeister von Bakhmut ist, sind nur noch 6500 Menschen übrig geblieben. Mehr als 60 Prozent der Gebäude in der Stadt seien durch russische Luftangriffe und Granatenbeschuß beschädigt oder zerstört worden. Seit mehr als vier Monaten gebe es weder Strom noch Heizung oder Wasser. Die Stadt ist für ihre Salzminen und Sektproduktion bekannt.
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