Neue EU-Sanktionen: Auch keine Mobil-WCs mehr für Russland
Die EU hat eine 146 Seiten lange Liste erstellt mit allen Gegenständen, die nicht mehr nach Russland geliefert werden dürfen. Darunter befinden sich Elektronik, Software und Funkgeräte, die für den Krieg zweifelsohne relevant sind – aber ebenso Toiletten und Bidets…
Die neuen EU-Sanktionen zur Schwächung der russischen Kriegsmaschinerie beinhalten eine 146 Seiten lange Liste mit zahlreichen Gegenstände, die nicht mehr nach Russland exportiert werden dürfen. Mit dieser sehr detaillierten Auflistung haben sich auch die EU-Botschafter am Mittwoch (15. Februar) in Brüssel befasst, als sie über die nächste Runde der Sanktionen verhandelt haben.
Das Handelsembargo hat einen Gesamtwert von elf Milliarden Euro pro Jahr. Eigentlich soll es primär den Verkauf von Hightech-Gütern stoppen, die in russischen Waffensystemen verwendet werden können – also Elektronik, Laser, Funkgeräte, Software, Luftfahrtelektronik, Schiffskameras und seltene Erden. Doch das ist nicht alles. Ein Teil des EU-Handelsverbots soll darüber hinaus Russlands Industriekapazitäten angreifen. Diese Liste umfasst – man höre und staune – „Bidets, Klosettschüsseln, Spülkästen und ähnliche Sanitärartikel“ sowie LEDs, Hanfgarn, Gabelstapler, Postsortiermaschinen, Schornsteine, Ziegelsteine, Reifen und sogar „Schreibfedern und Schreibfederspitzen“, wie der EUobserver berichtet.
Erstmals iranische Firmen auf Liste
Toiletten wurden erstmals im vergangenen Oktober verboten, nun stehen sie neuerlich auf der neuen Liste, die am 24. Februar, dem ersten Jahrestag des Krieges, in Kraft treten soll. Dabei sind sie für den Kriegsverlauf eigentlich nicht von übermäßiger Relevanz, sollte man meinen. Immerhin können die Kämpfer an der Front ja ihr Geschäft notfalls auch im Freien verrichten.
Dass sich etwa „Molekularstrahl-Epitaxie-Ausrüstung“ (die in der Nanotechnologie verwendet wird) und „4-Anilino-N-Phenethylpiperidin“ (ein Vorprodukt zur Herstellung von Nervengiften) auf der Liste befinden, ist nachvollziehbar. Auch dass erstmals iranische Firmen genannt werden, die Drohnen an Russland geliefert haben, leuchtet ein. Doch im Falle der Toiletten geht es anscheinend um etwas anderes.
Symbol für geringen Wohlstand
WCs wurden zu einem Symbol dafür, dass die 24-jährige Herrschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin nichts zur Verbesserung des Lebens der Russen beigetragen hat. Russische Soldaten plünderten Toiletten, zuerst 2008 in Georgien und nun in der Ukraine – denn in jedem fünften russischen Haushalt gibt es immer noch keine Toiletten.
„Lasst sie die Toilettenschüsseln mitnehmen – sie werden sie unterwegs brauchen – und nach Hause gehen”, sagte der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyj in einer Rede im Jänner.
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