Neue Schmid-Chats belasten ORF: Was wusste Wrabetz?
Mit einigen Floskeln will die ORF-Spitze die Nennung in den brisanten Schmid-Chats wegwischen – doch die Formulierung ist eindeutig: Es gab einen “Auftrag” an den ORF, schlecht über die Kern-Mitterlehner-Koalition zu berichten, behauptet Thomas Schmid. Offen ist dabei: War Noch-Generaldirektor Alexander Wrabetz involviert?
“Die Berichterstattung es ORF war, ist und bleibt unabhängig. Es gab keine Aufträge an den ORF. Sie wären auch nicht erfolgreich, da ORF-Redakteur/innen weisungsfrei und unabhängig berichten”, meinte die ORF-Kommunikationsabteilung zu den neu aufgetauchten Chats im aktuellen Politkrimi. Vor wenigen Stunden hat der eXXpress ja aufgedeckt, dass wesentlich mehr Medien in den SMS- und WhatsApp-Nachrichten von Thomas Schmid, dem Ex-Generalsekretär im Finanzministerium, erwähnt werden, als bisher von einigen Tageszeitungen berichtet worden ist.
Und: Konkret wird auch der ORF genannt, als Schmid dem damaligen Finanzminister Hansjörg Schelling über die Fortschritte bei der offensichtlichen Politintrige zur Sprengung der rot-schwarzen Kern-Mitterlehner-Koalition im Jänner 2017 berichtet hat.
Damals schrieb Schmid (siehe SMS-Ausdruck): “Aus meiner Sicht entwickelt sich die Situation sehr zum Vorteil der ÖVP. Das Hineintreiben der SPÖ mit den Neuwahlen und dem Ergebnis, dass dann weitergearbeitet wird, wird der ÖVP zugeordnet werden.” Und Thomas Schmid zählte dann auf, welche Medien das “brav” brachten, darunter ist auch der gebührenfinanzierte Staats-Sender: “ORF – hatte Auftrag von Krise zu berichten.”
"Kein Alleingang eines ORF-Praktikanten"
Konkret stellt sich jetzt die Frage: Wer hat den erwähnten “Auftrag” im ORF entgegengenommen? Kann eine derart brisante politische Berichterstattung – immerhin geht es um die Sprengung einer Bundesregierung – ohne Einbindung des Generaldirektors stattfinden? Ein ORF-Insider, der nicht genannt werden will, sagte dazu im eXXpress-Gespräch: “Schwer vorstellbar, dass Generaldirektor Wrabetz von all dem nichts gewusst hat. Auch der Info-Chef hätte wohl kaum übergangen werden können. Sicher ist: Es kann kein Alleingang eines ORF-Praktikanten gewesen sein.”
Alexander Wrabetz wurde übrigens einige Monate zuvor, im August 2016, zum dritten Mal als ORF-Chef gewählt – 13 SPÖ-Vertreter stimmten für ihn, ebenso wie der grüne Stiftungsrat und der NEOS-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner.
eXXpress veröffentlicht die belastenden Chats
Alleine das Faktum, dass offenbar eine “Vorauswahl” getroffen worden ist, was den Österreichern aus den Schmid-Chats gezeigt werden darf, ist irritierend: Offenbar existierte ein stilles Abkommen unter einigen österreichischen Medien, sich nicht gegenseitig mit der kompletten Offenlegung der SMS- und WhatsApp-Inhalte zu belasten.
Und was auch auffällt: Jene ORF-Stars, die sich auf Socialmedia-Kanälen wie Twitter stets als höchste Moralinstanz geben, schwiegen bisher zu der Nennung des eigenen Unternehmens in den Schmid-Chats und zu einer mutmaßlichen Instrumentalisierung der ORF-Berichterstattung zur Umsetzung einer politischen Intrige. Eine interne Prüfung der offensichtlichen Vorwürfe müsste zur Wahrung der hohen Compliance-Ansprüche selbstverständlich sein.
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