„Winnetou“-Romane werden aus dem Sortiment genommen, Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling gilt in manchen Kreisen als persona non grata, weil sie sich kritisch zur Transgender-Bewegung äußert und eine Berliner Behörde lässt eine Venus-Statue entfernen – der Grund: weibliche Nacktheit sei sexistisch.

Das sind nur einige Auswüchse der um sich schlagenden Cancel Cultur, die der neue deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU) in einem Gastbeitrag der Süddeutsche Zeitung gehörig geißelt. Es ginge um nichts geringeres als „Freiheit und ihre Einschränkung“, schreibt der ehemalige Journalist und Medienverleger.

„Jakobinischer Bildersturm“

„Wir stecken derzeit mitten in einem solchen Kulturkampf“, prognostiziert Weimer. Mit der Cancel-Culture von Links geht er hart ins Gericht: In diesem Lager zeige sie ihr „aggressives Gesicht“. Die Verbannung der Venus-Bronze aus einer Berliner Behörde sei ein „Akt kulturferner Ignoranz“ und wirke wie „das Credo eines jakobinischen Bildersturms“.

Auch das Thema Shitstorm adressiert der neue Kulturminister: diesen bezeichnet er als „modernes Pendant“ zur Cancel-Culture. Er gehöre „mittlerweile zum festen Inventar radikal-feministischer, postkolonialer, öko-sozialistischer Empörungskultur“. Differenzierung sei nicht in Sicht, stattdessen werde stigmatisiert. Eine Kultur, in der unliebsame Stimmen, die nicht in das eigene Weltbild passen, zum Schweigen gebracht werden, führe zu einem gesellschaftlichen Klima, in dem „vorauseilender Gehorsam, Bevormundung und Sprachwächtertum“ herrschen.

Weimer adressiert aber auch das Canceln von rechter Seite. Als Beispiel dafür nennt er einen Vorfall an einer Schule im US-Staat Florida: 2023 wurde dort eine Direktorin gefeuert, weil sie Schülern die berühmte „David“-Statue von Michelangelo gezeigt haben soll. Eltern hatten sich daraufhin über „Pornografie“ beschwert.