Laut Medienberichten haben die Taliban in Afghanistan ein Dekret erlassen, das den Blick auf Frauen in benachbarten Häusern verhindern soll. Neubauten dürfen demnach keine Fenster haben, durch die man „den Hof, die Küche, den Nachbarsbrunnen und andere Orte, die gewöhnlich von Frauen benutzt werden“, einsehen kann, wie der „ORF“ berichtete.

Diese neue Regelung wurde von Taliban-Anführer Hibatullah Achundsada erlassen, wie Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid bekanntgab. „Frauen bei der Arbeit in der Küche, im Hof oder beim Wasserholen aus dem Brunnen zu sehen, kann zu obszönen Handlungen führen“, heißt es in dem Erlass.

Die zuständigen lokalen Behörden und Abteilungen sind künftig verpflichtet, Baustellen zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass keine Fenster entstehen, die Einblicke in benachbarte Wohnräume ermöglichen. Bei bestehenden Fenstern sollen die Eigentümer laut den Angaben dazu ermutigt werden, eine Mauer zu errichten oder die Sicht zu blockieren, „um Belästigungen der Nachbarn zu vermeiden“, wie der „ORF“ berichtete.

Keine Frauen im Öffentlichen Raum

Die Taliban sollen außerdem Mädchen und Frauen den Zugang zu weiterführenden Schulen verweigert, ihre Arbeitsmöglichkeiten eingeschränkt und den Zutritt zu Parks sowie anderen öffentlichen Orten untersagt haben. Ein neu verabschiedetes Gesetz verbietet es Frauen sogar, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Zudem senden einige Radio- und Fernsehsender keine weiblichen Stimmen mehr.

Zudem haben die regierenden Taliban den in Afghanistan tätigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit dem Entzug ihrer Lizenz gedroht, wenn sie Frauen beschäftigen. Damit bestätigte das afghanische Wirtschaftsministerium ein bereits im Dezember 2022 verhängtes Verbot, berichtete „oe24“.

Ein Konvoi von Taliban-Sicherheitskräften bewegt sich durch die Straßen.IMAGO/Middle East Images

Taliban weisen Behauptungen zurück

Laut den Taliban seien ihre Maßnahmen erforderlich, um die Gesetze des Landes, die gesellschaftlichen Normen und die öffentliche Sicherheit zu wahren. Gleichzeitig weisen sie die Behauptung zurück, dass Frauenarbeit vollständig untersagt sei. Laut ihren Angaben wurden bisher nahezu 9.000 Arbeitsgenehmigungen erteilt.

Anfang Dezember sollen die Taliban, wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtete, ein Verbot für Frauen, eine Ausbildung im medizinischen Bereich zu absolvieren, erteilt haben. Nach Angaben von Bildungseinrichtungen wurden auch die Ausbildungen zur Krankenschwester und zur Hebamme „bis auf Weiteres“ eingestellt.