“Wir sind auch bei diesem Thema (der Terrorkrieg gegen Israel, Anm.) mit hochemotionalisierten, polarisierten Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit und auf unseren eigenen Feedback-Kanälen wie Social Media oder Kundendienst konfrontiert. Umso wichtiger ist es, journalistisch sorgfältig zu recherchieren und richtig zu kontextualisieren”, ermahnte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann erst vor wenigen Stunden in einem Rundmail alle redaktionellen Mitarbeiter des Gebühren-TV, der ab 1. Jänner mit einer Zwangssteuer finanziert werden soll.

Für den bekannten Nahost-Korrespondenten Karim El-Gawhary kam die Mahnung entweder zu spät – oder sie landete in seinem Spam-Ordner: Der ORF-Mitarbeiter platzierte sich nämlich bei seinem Beitrag für eine ZiB-Spezial direkt vor einem Anti-Israel-Propaganda-Plakat, in dem über den jüdischen Staat hergezogen wird. Der groß neben dem ORF-Korrespondenten sichtbare Text (Zitat): “Israel ist absolut böse und der Umgang mit ihm ist verboten. Verräterisch.” Diese antisemitische Botschaft war somit für alle ORF-Konsumenten zu lesen – auch für die vielen in Österreich lebenden Zuwanderer aus diesen Regionen.

Der ORF-Nahost-Experte Karim El-Gawhary auf Sendung - vor dem Hass-Plakat gegen Israel

Viel Kritik an ORF-Korrespondent auf Social-media-Plattformen

Die Reaktionen auf den Auftritt von El-Gawhary mit dem Anti-Israel-Plakat waren eindeutig negativ. So schrieb ein User auf X (Twitter): “Einen Meter nach rechts zu gehen war natürlich nicht möglich.” Und eine in Deutschland lebende Jüdin schrieb: “Schön mit Hisbollah-Nasrallah-Plakat udn Hassbotschaft zur Vernichtung Israels im Bild. Bin ich da im AlAqsa-TV geladnet? Ob Amal-Bewegung oder sonstige Islamisten – alles eine Sauce. Und der hat das so präsentiert. Unwidersprochen und über Minuten. Das hat im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk nichts zu suchen.”

Ein weiterer X-User meint zu dem ORF-Beitrag: “Bisher habe ich noch nie libanesische Journalisten vor anti-israelischen Plakaten gesehen. Der ORF sollte das aufarbeiten.”

Die News-Redaktionen des Gebühren-TV hätten ohnedies schon aufzuarbeiten, wie der jüngste Antisemitismus-Skandal in der Kinder-Newssendung passieren konnte. Selbst der Kommunikationschef des Bundeskanzlers forderte dazu Aufklärung, auch Mitglieder der jüdischen Glaubensgemeinschaft waren entsetzt über die versuchte Täter-Opfer-Umkehr durch die ORF-Mitarbeiter.

Wie schrieb ORF-Generaldirektor Roland Weißmann aktuell in seinem Rundmail an alle? “Umso wichtiger ist es jetzt, journalistisch sorgfältig zu recherchieren und richtig zu kontextualisieren. Das machen die ORF-Journalistinnen und -Journalisten jeden Tag, rund um die Uhr. Dafür sind wir da. Und sollte uns dies einmal nicht gelingen, müssen wir uns kritisch damit auseinandersetzen und transparent damit umgehen. Dies entscheidet maßgeblich über das in uns gesetzte Vertrauen.”

Die Übersetzung des Textes - prompt von einem X-User geliefert.
So rechtfertigt sich der ORF-Mitarbeiter.
Dass der Nahost-Redakteur nicht wusste, was auf dem Plakat stand, wird von den Kritikern nicht angenommen.
Erst vor wenigen Tagen der erste heftige Vorfall: Der Bericht der "ZiB Zack Mini" über Gaza wurde aus der TVThek des ORF entfernt, eine Entschuldigung gab es keine.