Die Energiepreise sind seit dem Ukraine-Krieg in Europa stark gestiegen – und mit ihnen die Unzufriedenheit in Industrie und der Bevölkerung. Neue Zahlen aus Deutschland zeigen: Haushalte zahlten im zweiten Halbjahr 2024 durchschnittlich 12,28 Cent pro Kilowattstunde Erdgas – fast 80 % mehr als vor dem Krieg. Die Industrie bekommt zwar günstigere Konditionen, doch auch dort ist Gas weiterhin deutlich teurer als in anderen Ländern.

Diese Entwicklung sorgt nun für eine überraschende politische Kehrtwende: Das lange tabuisierte Thema Nord Stream kehrt auf die Agenda zurück. Nach dem Sabotageakt an den Pipelines 2022 könnten Reparaturen plötzlich wieder denkbar sein – als Teil möglicher Friedensverhandlungen zwischen Russland und den USA.

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CDU-Politiker wie Thomas Bareiß und Jan Heinisch zeigen sich offen für einen Neustart unter US-Kontrolle – allerdings erst nach Kriegsende. Auch russische Experten bringen sich mit konkreten Vorschlägen in Stellung. Der Exil-Wirtschaftswissenschaftler Wladislaw Inosemzew sieht einen Deal mit US-Investoren als realistisch an: Ein amerikanisches oder Offshore-Unternehmen könnte Anteile an der Betreibergesellschaft erwerben, die Schäden beheben – geschätzte Kosten: 600 Millionen Euro – und das Gas dann als „amerikanisches Produkt“ nach Europa bringen.

„Preiswerte Energie ist die beste Medizin für unsere taumelnde Wirtschaft“

Auch BSW-Chefin Sahra Wagenknecht fordert eine energiepolitische Neuausrichtung Europas. Nach Trumps Zoll-Ankündigung sprach sie sich am Liberation Day für einen Ausstieg aus dem Import von US-Flüssiggas aus. Stattdessen solle Europa wieder mehr Pipelinegas beziehen. „Preiswerte Energie ist die beste Medizin für unsere taumelnde Wirtschaft“, sagte Wagenknecht.

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„Wir dürfen uns nicht in einen Zollkrieg hineinziehen lassen, der das Leben hierzulande weiter verteuert.“ Die Nord-Stream-Pipelines sollten reaktiviert werden – allerdings ohne Beteiligung von US-Investoren, betonte sie.

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