Nun widerspricht Kiew dem Westen: „Nawalny starb eines natürlichen Todes“
Selenskyjs Spionagechef widerspricht Behauptungen von einem Attentat auf Alexej Nawalny: Der Oppositionelle sei tatsächlich an einem Blutgerinnsel gestorben. Für dieselbe Behauptung hatte Ex-Außenministerin Karin Kneissl noch scharfe Kritik geerntet. Auch andere westliche Berichte, etwa über iranische Raketen, sind laut Kiew falsch.
Alexej Nawalnys Tod löste schwere Vorwürfe im Westen aus. Niemand wollte so Recht an einen natürlichen Tod glauben. Der Tenor: Putins Regime habe seinen politischen Gegner endgültig zum Schweigen gebracht. Scharfe Kritik erntete Ex-FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl, als sie auf Telegram Blutgerinnsel als Todesursache anführte, „laut einer Quelle“, wie sie nicht vergaß zu erwähnen. „Kneissl verbreitet Putin-Propaganda“, titelten mehrere Medien.
Mehr als eine Woche später sieht man das in Kiew ebenso, und zwar ganz offiziell: Es gab kein Attentat auf Nawalny. Der Kreml-Kritiker sei an Blutgerinnsel gestorben, ohne Fremdeinwirkung. Das erklärte kein geringerer als Generalleutnant Kyrylo Budanow, der Direktor des ukrainischen Militärnachrichtendienstes GUR. Mehrere ukrainische Medien zitieren ihn.
„Wir wissen, dass er an einem Blutgerinnsel gestorben ist“
Wörtlich sagte Budanow am Rande des Forums Ukraine 2024 vor mehreren laufenden Kameras: „Ich werde Sie vielleicht enttäuscht, aber soweit wir wissen, ist er tatsächlich an einem Blutgerinnsel gestorben. Es ist mehr oder weniger bestätigt. Das ist nicht aus dem Internet entnommen, sondern leider ein natürlicher (Tod, Anm.).“
Zuvor war gemutmaßt worden, Agenten des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB hätten sich den gebrechlichen Zustand von Nawalnys Körper aufgrund der starken Kälte zunutze gemacht. Es wäre ein Leichtes für sie gewesen, eine alte KGB-Attentatstechnik anzuwenden, und Alexej Nawalny mit einem Stich ins Herz auf der Stelle zu töten.
Budanow: Keine ballistischen Raketen vom Iran in Russland
Auch in einem anderen Punkt hat Geheimdienst-Chef Budanow westlichen Angaben widersprochen – ebenfalls vor laufender Kamera: Es seien keine ballistischen Raketen vom Iran nach Russland geliefert worden: “Es gibt keine. Nichts davon ist wahr”, antwortete er auf eine Frage zu Medienberichten über iranische Raketen. Es seien sehr wohl Raketen von Nordkorea an Russland geliefert worden, allerdings seien sie nur in geringem Umfang verwendet worden: „Dies trifft jedoch nicht zu, wenn es um groß angelegte Anwendungen geht“. Fazit: „Es wurden zwar einige nordkoreanische Raketen eingesetzt, Behauptungen über einen weit verbreiteten Einsatz treffen nicht zu.”
Reuters hatte unter Berufung auf seine Quellen berichtet, dass der Iran seit Anfang 2024 bereits mehrere Chargen seiner Boden-Boden-Raketen an Russland geliefert hat. Die Ständige Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen hatte dies dementiert. Die Vereinigten Staaten haben diese Informationen nicht offiziell bestätigt, aber zusätzliche Sanktionen gegen den Iran wegen der Unterstützung der russischen Aggression angekündigt.
Ukraine offenbar verärgert über NATO
Unzufriedenheit in Kiew mit der NATO könnte der Grund für den offenen Widerspruch sein, mutmaßen einzelne Beobachter. „Selenskyjs ‚spürbare‘ Frustration nach zwei Jahren“, titelte kürzlich Politico. Die Atmosphäre im Büro des ukrainischen Präsidenten war „in den vergangenen Wochen ziemlich düster, und die Frustration war spürbar“, zitierte die US-Tageszeitung eine Person aus Selenskyjs Umfeld.
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