Nur 14 Prozent haben einen Job: Warum so wenige Ukrainerinnen bei uns arbeiten
In Deutschland wird aktuell heftig diskutiert, warum nur 19 Prozent der Ukrainerinnen arbeiten, während es in den benachbarten Niederlanden 70 Prozent sind. Und in Österreich? Da gehen die Zahlen auseinander, SOS Mitmensch spricht von 14 Prozent der Ukrainerinnen, die derzeit einen Job haben.
Nach einer Befragung des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) würden die aktuell etwa 55.000 geflüchteten Ukrainerinnen in Österreich gerne im Büro, im Service, oder in Sozialberufen arbeiten. Warum tun sie es dann nicht? Es sind alles Wunsch-Tätigkeiten in Branchen, in denen der Fachkräftemangel längst eingetreten ist und qualifiziertes Personal händeringend gesucht wird.
Die Frage stellen sich aktuell auch die Deutschen. Dort gehen von den 700.000 Flüchtlingen aus der Ukraine nur 19 Prozent einer geregelten Arbeit nach. Während es laut einer Erhebung der Friedrich-Ebert-Stiftung in den Nachbarländern Niederlande 70 Prozent und Polen 66 Prozent sind. Etliche weitere Länder haben die Kriegsflüchtlinge deutlich besser in den Arbeitsmarkt integriert, als die Deutschen.
Politiker: "Man hat es ihnen zu nett gemacht"
Woran liegt das? Für Matthias Jendricke ist die Frage geklärt. Der Kommunalpolitiker ist Landrat in Thüringen (Nordhausen), holte sogar Ukraine-Flüchtlinge eigens in seinen Landkreis, weil er sich eine Belebung des Arbeitsmarktes erhoffte. Doch inzwischen ist Jendricke desillusioniert: Seit die Deutschen die Ukrainer aus dem Asylwerber-Status holten und mit Bürgergeld versorgten, ginge überhaupt nichts mehr. Jetzt bekommen sie 502 Euro statt 410 monatlich und dürfen von Anfang an in einer Wohnung statt in einer Gemeinschaftsunterkunft leben. Weitere Zuschüsse garantiert.
“Damit hat man es ihnen zu nett gemacht. Dann ist einfach das Sofa gemütlicher als der Deutschkurs”, sagte der Landrat gegenüber dem “Spiegel”. Nur nebenbei: Matthias Jendricke kommt nicht aus der Union oder der AfD. Der Thüringer sitzt für die Sozialdemokraten im Landratsamt.
Auffallend: In Ungarn gibt es praktisch keine Ukrainer
Für Jendricke liegt es also an den Sozialleistungen, die für Ukrainer das Arbeiten nicht lukrativ erscheinen ließen. Und in Österreich? Warum leben bei uns 80.000 Flüchtlinge aus der Ukraine und im Nachbarland Ungarn nur einige wenige? Obwohl dort Tausende durchgereist sind und viele der Flüchtlinge ethnische Ungarn aus der Grenzregion und sogar Doppelstaatsbürger sind?
Weil der kinderlose Flüchtling 58,40 Euro pro Monat erhält, etwa soviel wie der unterste Sozialhilfesatz. Für Familien gibt es zusätzlich Beihilfen. Doch die können gestrichen werden, wenn ein Flüchtling ein Jobangebot ablehnt.
Da erscheint die Weiterreise nach Österreich und Deutschland dann doch weitaus lukrativer.
Rundum-Versorgung in Österreich
Die Leistungen für ukrainische Flüchtlinge in Österreich: Bei uns bekommen Kriegsflüchtlinge sowie deren Familienangehörige ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht, derzeit bis 4. März 2024. Das Aufenthaltsrecht ermöglicht den Zugang zu Wohnraum, zu medizinischer Versorgung, zum Arbeitsmarkt und zum Bildungssystem. Wer den “Vertriebenen”-Status in Österreich erhalten hat, kann eine Grundsicherung beantragen, für Kinder gibt es zusätzlich das sogenannte Familiengeld von bis zu 165 Euro im Monat pro Kind.
Bei der finanziellen Unterstützung hat es im Dezember 2022 noch einmal Anpassungen gegeben: Bei privater Unterbringung gibt es pro Monat bis zu 260 Euro Verpflegungsgeld für Erwachsene und bis zu 145 Euro für Minderjährige. Familien wird ein monatlicher Mietzuschuss in Höhe von bis zu 330 Euro gewährt, bis zu 165 Euro gibt es für Einzelpersonen. Für jedes Schulkind gibt es pro Jahr einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro. Für Kleidung ist eine finanzielle Hilfe in Höhe von 150 Euro pro Person und Jahr vorgesehen.
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