Oberst Markus Reisner: "Ukraine muss Offensive starten"
Der Krieg in der Ukraine tobt, bereits vor Wochen hat Selenskyj eine “große Gegenoffensive” angekündigt – begonnen hat sie jedoch nicht nicht. Ohne eine Offensive, “wird die Ukraine jedoch in dem verlustreichen Stellungskrieg verharren”, analysiert nun Bundesheer-Experte Oberst Markus Reisner.
“Die Ukraine muss in die Offensive kommen. Sonst droht dem Land, in dem verlustreichen Stellungskrieg zu verharren”, so der Militäranalyst und Garde-Kommandant des Bundesheers, Markus Reisner, am Mittwoch vor Journalisten in Wien. “Die Ukraine könne den Krieg noch verlieren. Die Unterstützung der USA könnte zwar größer sein, aber es gehe auch darum, die Atommacht Russland nicht in die Enge zu treiben.” Zu Österreich sagte Reisner: “Wir sind eine geografische Drehscheibe.”
Österreich habe das Glück, nicht mehr an der Front des Kalten Krieges zu liegen, erklärte Reisner bei einem vom “fjum_forum for journalism and media” und der EU-Kommission veranstalteten Pressegespräch. In Anspielung auf den Zugtransport von Panzerhaubitzen für die Ukraine ergänzte er: “Wir sind Drehscheibe bzw. Transitland, was wir immer schon waren. Dies trifft auch auf die europäischen Waffenlieferungen an die Ukraine zu. Man muss sich nur anschauen, was zum Beispiel in Italien losfährt und in Polen ankommt. Die Haltung der österr. Regierung ist klar: Man steht moralisch an der Seite der Ukraine und hält sich militärisch aus dem Konflikt heraus.”
Angriffskrieg "wird weitergehen"
Russlands Angriffskrieg wird “auf jeden Fall weitergehen. Viel wird von der Offensive abhängen”, sagte Reisner. Das ukrainische Vorhaben werde voraussichtlich dem “Grundsatz: Überraschung und Täuschung” folgen. Die kürzlich aufgedeckten US-Geheimdienst-Dokumente würden jedoch belegen, dass die USA an der angekündigten Offensive der Ukraine zweifeln.
US-Leaks "weitgehend wahr"
Die US-Leaks, deren Informationen Reisner als weitgehend wahr einstufte, hätten bereits Auswirkungen auf die russische Strategie gezeigt. Die Russen setzten angesichts der bekanntgewordenen Probleme bei der ukrainischen Fliegerabwehr nun vermehrt auf improvisierte Bomben und riskierten weniger Marschflugkörper. Russland habe “umfangreiche Lager” dieser FAB-500-Bomben, die mit einem einfachen Navigationsupgrade ausgestattet und reichweitengesteigert werden. Seit den Leaks hätten die Russen außerdem keinen Angriff mehr durchgeführt. Durch die Dokumente wurde nämlich bekannt, wie gut informiert die Amerikaner über die geplanten russischen Angriffe seien.
"Ukraine kann ohne Unterstützung Krieg nicht gewinnen"
“Wenn der Westen die Ukraine nicht unterstützt, kann sie den Konflikt weder weiterführen noch gewinnen”, betonte Reisner. Dabei seien es die “Amerikaner, die den Unterschied machen”. Dass die USA nicht mehr Kriegsgerät oder Kampfflugzeuge lieferten und auch nicht die russischen Satellitennavigation störten, “entbehrt jeder militärischen Logik”. Der Ansatz sei aus Sicht der USA jedoch richtig. Denn die USA hätten kein Interesse daran, Russland in die Enge zu treiben. Das könnte einen Einsatz von Atomwaffen auslösen. Die US-Strategie “boiling the frog” sei es, die Russen “langsam zu kochen, in der Hoffnung, dass sie einsehen, sie können nicht gewinnen”. Es gehe den USA darum, zwischen Russland und der Ukraine immer eine Symmetrie in den militärischen Fähigkeiten herzustellen.
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