Karas gilt als ÖVP-Rebell, für Kritiker ist er ein Quertreiber. Immer wieder hat sich der Europapolitiker offen gegen die Parteilinie gestellt und war zuletzt nicht mehr als Kandidat für die EU-Wahl aufgestellt worden.

Gerüchte über ein eigenes politisches Projekt des ÖVP-Politikers gab es schon länger. In der ORF-Pressestund” erklärte er nun, dass er sehr wohl über einen Antritt bei der Nationalratswahl mit einer eigenen Liste nachgedacht habe. Er mache nur Dinge, “die einen Sinn machen” und die “eine Gestaltungsmöglichkeit haben”. Ergebnis der Beratungen sei gewesen, dass “zur Stunde diese Gestaltungsmöglichkeit nicht in einem ausreichenden Ausmaß gegeben” sei. “Daher werden ich und mein Team bei der Nationalratswahl nicht antreten”, legte sich Karas nun fest. Ein Antreten hätte zu einer weiteren Zersplitterung der Parteienlandschaft geführt und die Regierungsbildung noch schwieriger gemacht, so Karas.

Alle unterstützen Karas - nur seine ÖVP nicht

Durchaus interessiert zeigte sich Karas hingegen für den Posten des EU-Kommissars. Zuletzt wurde er von den NEOS vorgeschlagen und erhielt auch Unterstützung von Grünen und SPÖ-Politikern. Er freue sich über die Nennung als Anerkennung seiner Arbeit, unterstrich Karas. Notwendig ist für die Besetzung aber ein Regierungsbeschluss und eine Mehrheit im Hauptausschuss. “Wenn es zu diesem Vorschlag käme, dann würde ich zur Verfügung stehen”, betonte Karas. Was aus seiner Aussage gemacht werde, liege nicht in seiner Hand.

Karas ist bei der ÖVP-Spitze nicht wirklich gut angeschrieben, war er doch in der Vergangenheit immer wieder aus der Parteilinie ausgeschert und übte teils öffentliche Kritik am Kurs der Bundespartei. So bemängelte Karas etwa die Rolle der Volkspartei in Europa oder deren Standpunkt in Sachen Asyl und Migration. Auch kritisierte er diverse “Scheindebatten”, wie die etwa von ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer angestoßene, das Recht auf Bargeld in der Verfassung zu verankern.