Nachdem die Länder eingesehen haben, dass ein EU-Beitritt in absehbarer Zeit unrealistisch sei, versuchen sie es jetzt auf eigene Faust. Edi Rama und Zoran Zaev, die Regierungschefs von Albanien und Nordmazedonien, und der serbische Präsident Aleksandar Vucic unterzeichneten bereits Ende Juli in Skopje ein Abkommen über die Schaffung einer neuen Freihandelszone – mit dem Ziel einer stärkeren Integration der Region. Wie die NZZ berichtet, sollen Personenkontrollen bis 2023 ebenfalls wegfallen.

Keine Alternative zur EU

Die Initiative distanziert sich allerdings davon als EU-Alternative betrachtet zu werden. Einen Beitritt würden die Länder nämlich nach wie vor bevorzugen. Es ginge viel mehr darum, die Gegebenheiten im Bereich des Möglichen zu verbessern und die regionale Integration bietet sich hier gut an. Dennoch blieben die Staaten auf die EU als wichtigsten Handelspartner angewiesen – schließlich exportiert allein Serbien 16 Prozent seiner Waren in die EU. Ein vereinigter Wirtschaftsraum mit 18 Millionen Einwohnern würde allerdings die Ausgangssituation deutlich verbessern, so die Annahme.

Pro und Contra

Zuspruch erhält das Vorhaben aus Wirtschaftskreisen und Investoren. Deutschland und Frankreich begrüßen eine „regionale Kooperation“ ebenfalls.

Skepsis an der Initiative zeigen jene Länder, die das komplizierteste Verhältnis mit Serbien haben: Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Kosovo. Open Balkan stünde hier unter Verdacht, vorrangig machtpolitische Interessen Belgrads zu verfolgen.

Vor allem Kosovo, dessen Eigenstaatlichkeit von Serbien nicht anerkannt wird, könnte von einem gemeinsamen Wirtschaftsraum nur bedingt profitieren. Solange die  Anerkennungsfrage ungelöst bleibt, verweigert Kosovos Regierungschef Albin Kurti eine Kooperation.

"Trostpreis taugt nichts"

Toby Vogel von der Denkfabrik “Democratization Policy Council” äußert sich ebenfalls kritisch zu dem Vorhaben: “Wenn das Fernziel weiterhin der EU-Beitritt sein soll, dann schafft diese Initiative keinerlei Hürden aus dem Weg, weder bei den zwischenstaatlichen Problemen in der Region noch bei Fragen der Rechtsstaatlichkeit”. Er fährt fort: “Grundsätzlich ist jede Kooperation besser als nichts. Aber als Trostpreis für die unerreichbare EU-Mitgliedschaft taugt das nicht.”