Orbán bei Papst Leo: „Wir wollen uns der weltweiten Kriegsstimmung entziehen“
Papst Leo XIV. empfing Ungarns Premier Viktor Orbán im Vatikan. Der Regierungschef sprach von einer „Koalition gegen den Krieg“ und kritisierte den „Mainstream aus Brüssel“.
Papst Leo XIV. hat am Montag den ungarischen Premierminister Viktor Orbán empfangen. Orbán traf im Vatikan mit einer hochkarätigen Delegation ein, der auch Vizepremier Zsolt Semjén angehörte.
“Wir wollen uns der weltweiten Kriegsstimmung entziehen. Deshalb haben wir seit Ausbruch des Russland-Ukraine-Krieges eine Koalition gegen den Krieg aufgebaut”, schrieb Orbán auf Facebook vor dem Treffen mit dem Papst. Er werde “dem Heiligen Vater und später der italienischen Ministerpräsidentin (Giorgia Meloni, Anm.) über die Bemühungen Ungarns für den Frieden berichten”.
I asked His Holiness to support Hungary’s anti-war efforts. Private audience with His Holiness Pope Leo XIV @Pontifex. pic.twitter.com/nTDJ5UJTjN
— Orbán Viktor (@PM_ViktorOrban) October 27, 2025
"Welt gewöhnt sich langsam an Kriege"
“Die Welt gewöhnt sich langsam an Kriege. In den letzten zwei Jahrzehnten sind militärische Konflikte weltweit nacheinander ausgebrochen: vom Kaukasus über den Nahen Osten bis hin zum seit drei Jahren andauernden Russland-Ukraine-Krieg (…). Doch je mehr sich die Welt an Kriege gewöhnt, desto gefährlicher werden sie, wie ein Feuer an einem heißen Sommertag. Wenn wir nichts unternehmen, werden die Flammen früher oder später unser Land, unsere Häuser und die Zukunft unserer Kinder erreichen. Wenn wir den Frieden in Ungarn bewahren wollen, können wir nicht dem Mainstream aus Brüssel folgen”, betonte Orbán.
Der ungarische Premier, der auch gute Beziehungen zu Moskau pflegt, stellt sich in der Öffentlichkeit gerne als “Bewahrer des Friedens” dar und bezichtigt “Brüssel” sowie die ungarische Opposition der “Kriegstreiberei”. Im kommenden Frühjahr finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Mit Oppositionsführer Péter Magyar und seiner TISZA-Partei dürfte dem seit 2010 regierenden Orbán laut Umfragen erstmals wieder ein ernst zu nehmender Herausforderer zuwachsen.
Orbán war zuletzt im April zur Trauerzeremonie für den verstorbenen Papst Franziskus im Vatikan gewesen. Im vergangenen Dezember war er von Franziskus empfangen worden. Zuvor waren beide während der Ungarnreise des Papstes 2023 zusammengetroffen. Der erste offizielle Vatikan-Besuch des ungarischen Regierungschefs fand im April 2022 statt.
Nach dem Gespräch mit dem Papst trifft Orbán die italienische Regierungschefin Meloni. Mit der Rechtspopulistin, die in Rom seit drei Jahren als Ministerpräsidentin im Amt ist, unterhält Orbán seit Jahren freundschaftliche Beziehungen.
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