ORF-Wahl: So rechtfertigen die Grünen ihre Stimme für Weißmann
Der scheidende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist mit einem emotionalen Statement nach der Wahl des Stiftungsrates vor die Medien getreten. „Die Regierung hat entschieden, mich abzusetzen und das hat der Stiftungsrat jetzt auch so gemacht.“ Kritik an seiner Abwahl kommt auch von grünen Stimmen – obwohl die Wahl Weißmanns erst durch ihre Stimmen möglich wurden.
Die Demokratie nehme eine „türkis-autoritäre Richtung“, konstatierte Wiens grüne Frauensprecherin Viktoria Spielmann. Ein Horn, in das auch Alexander Wrabetz schon stieß als er kommentierte, ob es nun zu einer „Orbanisierung des ORF“ kommen werde, werde „die Geschichte zeigen“. Wichtig werde es daher in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit sein, „die Rechte der Redaktion noch besser abzusichern“. Für die künftigen Chefredakteursposten im multimedialen Newsroom brachte Wrabetz etwa „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf und ORF-2-Chefredakteur Matthias Schrom in Stellung. Geredet darüber habe er aber freilich noch mit niemandem.
Lockl rechtfertigt grüne Stimmen
Apropos Grüne: Entgegen dem Statement von Frauensprecherin Spielmann gratulierte die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger dem designierten ORF-General zu seiner Wahl. Wenn auch etwas verschachtelt: „Zunächst möchte ich mich bei Alexander Wrabetz und seinem Team – zu dem ja auch Weißmann gehört – sehr herzlich für die jahrelange geleistete Arbeit und das umfassende Engagement für den ORF bedanken“.
Dass die grünen Stiftungsräte allesamt für Weißmann stimmten sorgt politisch für einiges an Wirbel. „Für uns ist die Unabhängigkeit des ORF zentral. Daher ist die Wahl heute ein Vertrauensvorschuss“, erläuterte Lothar Lockl, der für die Grün-nahen Stiftungsräte spricht, die Entscheidung. Im Vorfeld der Wahl wurde kolportiert, dass sich die Grünen zwei Direktorenposten – Finanzen und Programm – für die Stimmen auf die Fahnen heften könnten. „Ich halte diese Zuschreibungen für eine Unkultur. Es wird keine Posten für irgendwelche Parteien geben. Ich möchte das starke, anerkannte, höchst kompetente Personen im Direktorium sind“, so Lockl.
Deftige Kritik der FPÖ
Deftige Worte fand FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker: „Nach dem Innen-, dem Justiz- und dem Finanzministerium krallt sich die türkise ÖVP in ihrem Machtrausch jetzt nach der ‘Kronenzeitung’ auch noch den ORF und setzt mit Roland Weißmann einen willfährigen Vollstrecker der türkisen ‘Message-Control’ als Generaldirektor ein. Die Grünen, als türkise Bettvorleger, machen gute Miene zum bösen Spiel und werden dafür mit zwei Direktorenpöstchen belohnt“, so der FP-Abgeordnete. In eine ähnliche Kritikkerbe schlug Barbara Nepp als Sprecherin der FPÖ-nahen Stiftungsräte.
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