Polen beginnt mit großflächigem Abriss von "Russendenkmälern"
Rund zehn Millionen sowjetische Soldaten starben im Zweiten Weltkrieg. In vielen Ländern erinnern Denkmäler an diese Verluste – angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind sie nun aber zum Fokus heißer Debatten geworden. Polen stößt nun vor und hat den Abriss von “Russendenkmälern” im ganzen Land beauftragt.
“Russendenkmäler” sind seit der Invasion der Ukraine durch Russland am 24. Februar 2022 ein heiß diskutiertes Thema. Nicht nur in Wien und Berlin stellen sich viele Menschen die Frage, ob angesichts der Gräueltaten, welche die russische Armee in ihrem Nachbarland anrichtet, Mahnmale zum Gedenken sowjetischer Heldentaten an prominenter Stelle noch zeitgemäß oder gar pietätvoll sind. Zuletzt forderte eine deutsche CDU-Politikerin die teilweise Demontage des “Russendenkmals” im Berliner Tiergarten (der eXXpress berichtete). Während mancherorts noch diskutiert wird, will die polnische Regierung nun Tatsachen schaffen: Alle Denkmäler zur Verherrlichung der Roten Armee sollen verschwinden.
"Von Worten zu Taten"
“Von Worten zu Taten”, kommentierte der Sprecher des “Instituts für Nationales Gedenken”, Rafał Leśkiewicz, zu den jüngsten Schließungen. Zwar war die UdSSR maßgeblich an der Befreiung Europas von Hitlerdeutschland beteiligt, gleichzeitig ist sie auch verantwortlich für die Vergewaltigung hunderttausender Frauen, Verschleppungen und Massenmorden in Mittel- und Osteuropa.
“Wir gedenken aller polnischen Patrioten, die in den Folterzellen des NKWD ermordet wurden, polnischer Arbeiter, die 1956 in Posen, 1970 in Danzig, Stettin und Helbing ermordet wurden, und aller Opfer des Kriegsrechts von 1981. Diese Statuen sind ein Symbol für dieses System, das auf den Bajonetten dieser sowjetischen Soldaten in Polen implementiert wurde“, so der Leiter des Institut, Karol Nawrocki. Gleichzeitig betonten beide, dass von den Räumungen die Friedhöfe nicht betroffen seien – sie seien ein Ort der ewigen Ruhe.
Schwarzenbergplatz-Denkmal bleibt für alle Zeit
Nach Schätzungen des Institute of National Remembrance befinden sich noch 60 Statuen zum Gedenken an die Rote Armee im öffentlichen Raum Polens. Auch in Tschechien hatte das Denkmal für den Marschall Konew immer wieder für Streit gesorgt – mehrmals beschmiert, wurde es 2020 von seinem Standort in Prag entfernt, was zu ernsten politischen Spannungen mit Russland führte.
Das bekannteste sowjetische Ehrenmal in Österreich befindet sich am Wiener Schwarzenbergplatz und wurde bereits im Sommer 1945 errichtet. Es erinnert an die 18.000 Soldaten der Roten Armee – unter ihnen viele Ukrainer, Armenier, Weißrussen und andere –, die bei der Befreiung Wiens ihr Leben ließen. Seine Pflege und Erhaltung ist im Staatsvertrag für alle Zeiten festgeschrieben.
@ipngovpl Od słów do czynów ! Dekomunizacji przestrzeni publicznej ciąg dalszy. Koniec z pomnikami wdzięczności Armii Czerwonej: Siedlec, Wielkopolska pic.twitter.com/793chM0ual
— Rafał Leśkiewicz (@LeskiewiczRafa) April 20, 2022
Kommentare