Politologe Pelinka: Rendi-Wagner könnte "weiblicher Olaf Scholz werden"
Der SPÖ-nahe Politologe Anton Pelinka sieht Chancen, dass SPÖ-Chefin Rendi-Wagner bei der nächsten Wahl der “weibliche Olaf Scholz” Österreichs werden könnte. Michael Ludwig bezeichnete er als “schillernden Intellektuellen”, Hans- Peter Doskozil hingegen als “pannonischen Eigenbrötler.”
In einem ausführlichen Interview mit der österreichischen Presseagentur (APA) äußerte sich der 80-jährige Politologe Anton Pelinka optimistisch über die Erfolgschancen der SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Sie könnte auch eine große, positive Überraschung sein – “würde man sie lassen”, so Pelinka, der über Jahrzehnte als Professor an der Universität Innsbruck tätig war.
Rendi-Wagner "kämpferisch und eloquent", Michael Ludwig ein "schillernder Intellektueller"
Die Situation der SPÖ sei derzeit “gar nicht einmal so schlecht”, Rendi-Wagner habe alle Chancen. Dies zeige das Beispiel von Deutschlands SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz: “Rendi-Wagner kann der weibliche Olaf Scholz werden”, so der SPÖ-nahe Pelinka. Auch Scholz hätten die meisten Beobachter noch wenige Monate vor der Bundestagswahl keine Chance auf die Kanzlerschaft gegeben. “Er hat nichts anderes gemacht, als wie ein Indianer am Ufer des Flusses zu sitzen und zu warten, bis die politischen Leichen vorbei schwimmen”, so Pelinka. Rendi-Wagner sei überdies “kämfperisch und eloquent.” Lobende Worte hat er auch für den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig übrig. Dieser habe es geschafft, eine “Punze loszuwerden”, nämlich jene des “Mannes von vorgestern aus dem Flächenbezirk Floridsdorf” und sei quasi zum “schillernden Intellektuellen” emporgestiegen.
Unsolidarischer Doskozil regiert im Burgenland "wie vor 50 Jahren"
Schlechte Karten für die nächste Nationalratswahl habe hingegen der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil. Dieser sei in der Partei als “extrem unsolidarisch” und als “pannonischer Eigenbrötler” verschrien. Auch die politische Richtung, die mit Doskozil in Verbindung gebracht wird, hält Pelinka für nicht mehr zeitgemäß und langfristig erfolgversprechend: “Doskozil erweckt den Eindruck, als gäbe es noch eine Gesellschaft wie vor 50 Jahren. Eine Doskozil-SPÖ wäre eine SPÖ von gestern.” Auch für das kleine Bundesland Burgenland hat der in Innsbruck lebende Politologe kein gutes Wort übrig: “Es gibt kein Proletariat mehr. Mit dieser Politik kann man vielleicht noch im Burgenland bei Wahlen gut abschneiden. Es ist nicht zufällig, dass das Burgenland das einzige österreichische Bundesland ohne urbanen Großraum ist”.
Doskozils FPÖ-Kurs ist "Nullsummenspiel"
Doskozil wäre ein Signal in Richtung einer möglichen Koalition mit der FPÖ. “Doch dann würde es die SPÖ zerreißen”, ist sich Pelinka sicher. Alles, was der burgenländische Landeshauptmann politisch vertrete, “würde die FPÖ auch unterschrieben, mit Ausnahme der Pandemie-Politik”. Dies wäre daher auch wählertechnisch ein “Nullsummenspiel”.
Ein besonderer Dorn im Auge ist Pelinka, dass in Österreich wohnhafte Ausländer nicht schnell genug eingebürgert werden. Die SPÖ müsse ” jene über eine Million Menschen im Auge haben, die wegen des erschwerten Zugangs zur Staatsbürgerschaft in Österreich gar nicht wählen dürfen.”
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