Von mehreren Anschlagsversuchen Kiews auf TurkStream und Blue Stream sprechen Russlands Staatspräsident Wladimir Putin und sein Außenminister Sergei Lawrow. Die beiden Pipelines verlaufen über das Schwarze Meer. Russland beliefert mit ihnen die Türkei. Darüber hinaus bringen die TurkStream-Pipeline auch noch Gas über Bulgarien und Serbien bis nach Ungarn. Eine Sprengung hätte weitreichende Folgen für Belgrad und Budapest.

Russlands Gas-Pipelines nach in die EU und in die TürkeiElmurod Usubaliev/Anadolu Agency via Getty Images

Pipelines angeblich „ständig attackiert“

Putin hat die Vorwürfe gegen Kiew erstmals in Sotschi bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan erhoben. Allerdings würden Russlands Schiffe die Systeme bewachen. Sie würden „ständig attackiert, darunter auch mit Drohnen“, die von den ukrainischen Schwarzmeer-Häfen starten, sagte Putin. Details nannte er nicht.

Putin (r.) und seinen türkischen Amtskollegen Erdogan (l.) nach einer Pressekonferenz im Anschluss an das Treffen in SotschiAPA/AFP/Pressestelle der türkischen Präsidentschaft/Murat CETIN MUHURDAR

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu nannte die Drohnenattacken der Ukraine als einen Grund für den Ausstieg aus dem Getreideabkommen zur Verschiffung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer. Ursprünglich sei im Zuge der Schwarzmeer-Initiative vereinbart worden, dass ukrainische Häfen nicht für Angriffe auf russische Infrastruktur genutzt würden. „Das alles wurde verletzt“, sagte Schoigu. Allein in der vergangenen Woche seien sieben ukrainische Überwasserdrohnen zerstört worden, sagte er. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Verteidigungsminister Schoigu behauptet: Kiews Drohnenangriffe auf Pipelines mit ein Grund für Ende des Getreideabkommens.

Lawrow: Hinweise auf Sprengung wie die Nord-Stream-Pipelines

Außenminister Lawrow bekräftigte die Vorwürfe bei einem Treffen in der russischen Botschaft in Bangladesch. Russland verfüge über Informationen, die darauf hindeuten, dass versucht wird, die Gaspipelines TurkStream und Blue Stream im Schwarzen Meer zu sprengen, sagte der russische Spitzendiplomat.

Deshalb werde Russland auch nicht die Ukraine „durch die humanitären Korridore gehen lassen, die dazu benutzt wurden, diese Drohnen zu starten, um nicht nur unsere Kriegsschiffe, sondern auch zivile Schiffe anzugreifen“, sagte der Außenminister. Dabei bezog er sich unter anderem auf Kriegsschiffe, die zurzeit die Pipelinerouten TurkStream und Blue Stream patrouillieren. „Wir haben diese Sektoren im Schwarzen Meer patrouilliert, da es Informationen gibt, die darauf hindeuten, dass versucht wird, auch sie in die Luft zu jagen, so wie die Nord Stream-Pipelines in die Luft gejagt wurden“, fügte er hinzu.

Lawrow bekräfitgt Vorwürfe gegen Ukraine

Kritik an fehlenden Untersuchungen zu Nord Stream

Lawrow beklagte überdies, dass „niemand eine normale Untersuchung“ der Sabotage an den russischen Nord-Stream-Gaspipelines durchführe, da diese Untersuchung angeblich von nationalen Behörden durchgeführt werde. „Es liegen keinerlei Informationen vor“, unterstrich er.

Sabotageakt auf Nord Stream bis heute offiziell nicht aufgeklärt

Wechselseitige Vorwürfe zwischen Moskau und Kiew

Umgekehrt wirft die Ukraine Russland Terror gegen ihre Häfen und zivile Infrastruktur vor. Das russische Militär griff in den vergangenen Wochen immer wieder ukrainische Schwarzmeer-Häfen an mit der Behauptung, dort militärische Ziele im Visier zu haben. Gleichzeitig haben Geheimdienste in Kiew hatten eingeräumt, Drohnen gegen russische Ziele einzusetzen.

Russland hatte das Getreideabkommen im Juli auslaufen lassen. Die Sicherheitsgarantien für den Schiffsverkehr mit ukrainischen Häfen wurden aufgehoben. Das führte zu einer neuen Seeblockade. Vorher hatte das Agrarland Ukraine trotz der russischen Invasion seit Sommer 2022 auf dem Seeweg etwa 33 Millionen Tonnen Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausgeführt. Das vom Krieg gezeichnete Land ist dringend auf die Einnahmen aus dem Export angewiesen.