Zumindest im Hohen Haus muss diese Regierung den Gürtel enger schnallen – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit 14 Ministern und 7 (!) Staatssekretären ist sie so groß – und teuer – wie noch nie. Das führt zu akutem Platzmangel in der ersten Reihe. Für ein Kabinett dieser Dimension war die Regierungsbank offenbar nicht mitgeplant. Die Sessel wurden in letzter Sekunde gegen schmalere Modelle ausgetauscht, aber für einen längeren Tisch blieb keine Zeit. Jetzt heißt es: zusammenrücken, abspecken oder kreativ werden.

Lösung in letzter Minute: Hinter der Regierungsbank standen zunächst nur 18 Sessel dicht an dicht. Mitarbeiter des Hauses mussten neue, schmalere Stühle aufstellen, damit der Regierungserklärung nichts mehr im Wege stand.APA/HANS KLAUS TECHT

Vertrauen schafft Nähe – oder umgekehrt

Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) versicherte kürzlich: „Wir haben uns gern.“ Die langen Koalitionsverhandlungen hätten die Regierungsmannschaft zusammengeschweißt. Gut so – denn auf der Regierungsbank bleibt kaum Platz für Distanz. Bei fehlendem Grundvertrauen wäre ein größerer Respektabstand wohl ratsam. Nachbarn, die sich bisher nicht kannten, lernen sich hier jedenfalls besser kennen. Na, hoffentlich können sich wirklich alle riechen…

Wer sich noch nicht kennt, lernt sich hier besser kennen. Im Bild (v.l.) Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), Landwirtschafts- und Klimaminister Norbert Totschnig (ÖVP) und Sozial- und Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ).APA/MAX SLOVENCIK

Regierungsbank oder Strafbank?

Nicht auszudenken, wenn sich die Sitznachbarn nicht ausstehen könnten. Misstrauen und Zwist würden diese Sitzordnung zur reinsten Folter machen. Vielleicht bleibt künftig einfach kein Platz mehr fürs übliche Regierungsgezänk? Das wäre immerhin eine lohnende Einsparung.

Sitznachbarn, die sich nicht riechen können, sind bei so beengten Platzverhältnissen nicht zu beneiden.APA/HELMUT FOHRINGER

Politik als Schlankheitskur

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die Sitzordnung könnte als unfreiwilliges Diätprogramm dienen. Wer täglich so eingepfercht ist, überlegt sich zweimal, ob er noch einen Kaiserschmarrn verdrückt. Das wäre nicht nur gut für die Figur, sondern auch fürs allgemeine Wohlbefinden.

Der Plenarsaal ist renoviert und modernisiert - aber leider nicht für 21 Regierungsmitglieder konzipiert.APA/MAX SLOVENCIK

Geheime Botschaften? Fehlanzeige!

Und noch ein Vorteil: Heimliches Daddeln oder das Verfassen geheimer SMS während der Sitzungen? Schwierig – denn der Nachbar kann jederzeit mitschmökern.

Die Regierungsbank ist kein geeigneter Ort für heimliches Spielen am Smartphone.APA/HELMUT FOHRINGER

Bald Sitzplatz-Sharing?

Es bleibt also spannend, ob diese Enge die Regierung zusammenschweißt – und ob sich bald jemand freiwillig auf den Schoß setzt.

Die Regierungsbank platzt aus allen Nähten. Im Bild: (v.l.) Staatssekretär Schellhorn (NEOS), Staatssekretärin Zehetner (ÖVP), Staatssekretärin Königsberger-Ludwig (SPÖ), Finanzminister Marterbauer (SPÖ), Umweltminister Hanke (SPÖ), Bildungsminister Wiederkehr (NEOS), Innenminister Karner (ÖVP) , Vizekanzler Babler (SPÖ), Bundeskanzler Stocker (ÖVP).APA/HELMUT FOHRINGER