"Rettungsmission Kiew": Österreichischer Hilfskonvoi rettet hunderte Ukrainer
Ein Zusammenschluss von hilfsbereiten Unternehmern macht im Krieg das scheinbar Unmögliche möglich: Völlig unbewaffnet und voll beladen mit Hilfsgütern fahren Busse von Österreich und Deutschland aus bis ins Herz Kiews um Kinder, Schwangere und Frauen aus der schwer unter Beschuss stehenden ukrainischen Hauptstadt zu retten.
Zweieinhalb Wochen herrscht in der Ukraine bereits Krieg, 18 Tage steht das kleine Nachbarland Russlands bereits unter dem steten Beschuss durch seinen “großen Bruder” – und dabei steht Kiew als Hauptstadt und Sitz der ukrainischen Regierung besonders im Visier der russischen Invasoren unter Wladimir Putin.
Der Krieg hat es mittlerweile nicht nur bis vor der Tore Kiews, sondern auch in die vormals pittoreske ukrainische Metropole geschafft – erst am Montagvormittag schlug ein russisches Geschoss- eine Iksander-Rakete – im Staddteil Kurenivka in einen Wohnblock ein und forderte erneut etliche Verletzte und auch zwei Menschenleben. Kiew ist mittlerweile eingekesselt, Lebensmittel werden knapp – und immer noch befinden sich Menschen in Kiew, die auf Rettung warten. Eine Evakuation scheint schwierig bis unmöglich – und dennoch ist genau das das Ziel, die sich ein Team hilfsbereiter Unternehmer aus Österreich und Deutschland gesetzt haben.
Die Namen vieler Helfer der “Rettungsmission Kiew”, die unermüdlich an der Rettung der Schwächsten aus der ukrainischen Hauptstadt arbeiten und sich direkt vor Ort in akute Lebensgefahr begeben, können an dieser Stelle aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden. Zu groß ist das Risiko, zu groß die Gefahr, die vom russischen Angreifer ausgeht. Doch der eXXpress kennt sie alle, doch wollen sie in diesen Zeiten sowieso lieber ihre Taten für sich sprechen lassen.
"Keiner fährt bis nach Kiew"
Den ein oder anderen Namen dürfen wir aber doch zitieren: „Die Sache hat klein angefangen“, sagt einer der Organisatoren der “Rettungsmission Kiew”, Adrian Rauko, gegenüber dem eXXpress. „Ein Kollege hat angerufen und von einer Frau mit zwei Kleinkindern erzählt, die verzweifelt versucht, aus der Stadt heraus zu kommen“. Der Bedarf sei sehr groß, “für die Schwächsten der Gesellschaft gibt es fast keine Möglichkeiten mehr, aus der Ukraine zu kommen”. An der polnischen Grenze stehen zwar einige Organisationen und viele private Helfer bereit, „aber keiner fährt bis nach Kiew“.
Die Ukrainer hätten alle Hände voll damit zu tun, die zivilen Hilfsgüter wie Babywindeln, haltbare Lebensmittel oder medizinisches Equipment von der polnischen Grenze bis in die betroffenen Gebiete zu transportieren. Auch internationale Hilfsorganisationen haben die Stadt bereits zum Großteil verlassen. Da habe man beschlossen, selbst etwas zu unternehmen, sagt Rauko. Letzte Woche konnten “innerhalb von 70 Stunden drei Busse organisiert werden, voll bepackt mit Hilfsgütern”. Die Organisatoren, die zu einem Großteil aus der Sicherheitsbranche kommen, sind in der Ukraine gut vernetzt, arbeiten mit der Kiewer Stadtverwaltung unter Bürgermeister Klitschko zusammen. “Auch die österreichische Botschaft in der Ukraine und der Slowakei hat uns sehr geholfen”, sagt Rauko. Das Organisatorenteam besteht neben dem Wiener Unternehmer auch noch aus der Berliner Steuerberaterin Janine von Wolfersdorff und dem Salzburger Consultant Bertram Kloss.
160 gerettete Kinder und Frauen
Vergangenen Dienstag habe man dann die erste Fahrt in die Hauptstadt gewagt, vor deren Toren sich die russischen Soldaten bereits auf den Angriff vorbereiten. “Unsere Fahrer haben eine Sicherheitsausbildung”, sagt Rauko, der Konvoi sei aber “völlig unbewaffnet und transportiert ausschließlich zivile Hilfsgüter”. Das hervorragende Netzwerk der Organisatoren ist auch hier Gold wert und erstreckt sich über Landesgrenzen hinweg – auch in Salzburg, München und Berlin arbeite man bis zu 18 Stunden am Tag daran, dass die Hilfsgüter ihren Weg hinein und Kinder und Frauen den Weg aus Kiew heraus schaffen.
Dies sei jedoch alles andere als ungefährlich, sagt Rauko. Es sei schon vorgekommen, dass unbewaffnete Busse und Zivilisten von Russen angegriffen worden sind. Vergangene Woche habe man dann 160 Flüchtlinge erfolgreich nach Österreich bringen können. “Das waren ausschließlich Frauen und Kinder, auch eine Gruppe von kranken Kindern aus einem Reha-Zentrum und auch jene mit speziellen Bedürfnissen”.
Morgen startet der nächste Rettungskonvoi mit 345 freien Sitzplätzen nach Kiew. Benötigt wird nach wie vor finanzielle Unterstützung, um Hilfsgüter besorgen zu können und Fahrt- und Sicherheitskosten zu decken. Spenden für die “Rettungsmission Kiew” kann man hier.
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