
Rote Chaos-Tage: Wie sich Ex-Kanzler Kern selbst und der SPÖ-Spitze die Schuld gibt
Er trage auch selbst Schuld an der chaotischen Entwicklung in der Partei – und er schließt nicht absolut deutlich ein Comeback an der Spitze der SPÖ aus: Der smarte Ex-Kanzler Christian Kern (57) spricht Klartext und bringt sich so als neuer Kandidat ins Rennen.
Der frühere SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler Christian Kern gesteht eine Mitschuld an den derzeitigen Problemen der Partei ein. Gefragt, ob er nach seinem Rücktritt schuld an dem jetzigen Schlamassel sei, antwortet Kern im aktuellen “profil”: “Mir ist mein Anteil am jetzigen Schlamassel absolut bewusst. Und ich verstehe alle, die nachtragend sind. Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht einmal widersprechen kann.”
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Kern selbst war es, der Pamela Rendi-Wagner als seine Nachfolgerin nominierte. Sie sollte das neue Programm mit stärkeren Akzenten Richtung Klimaschutz übernehmen. Doch nach seinem Abgang sei das Konzept Erneuerung “schnell einkassiert worden, die Parteireform auf Druck des Parteiestablishments eingestampft, das neue Programm schubladisiert”, erinnert sich der Ex-Kanzler. Hans Peter Doskozil nannte das damals geplante Parteiprogramm “links-grüne Fundi-Politik”. Doch der Spalt ging schon viel früher durch die Partei.
Dirty-Campaigning gegen die ÖVP
Gefragt, warum er damals hingeschmissen hat, lamentiert Kern im “profil”-Interview vor allem über die ÖVP. Man habe am Höhepunkt der Migrationsdebatte einen Gegner gehabt, der die Wahlkampfausgaben illegal ums Doppelte überzogen habe und auch noch Steuergeld missbraucht hat, um sich die größten Zeitungen einzukaufen. Dass die SPÖ einem gewissen Tal Silberstein 530.000 Euro bezahlte, um damit eine Schmutzkübelkampagne gegen die ÖVP zu fahren, bleibt im Gespräch unerwähnt.

Mitgliederbefragung: "Verrückter Prozess"
Die Mitgliederbefragung nennt Kern im Interview mit dem Nachrichtenmagazin laut Vorabmeldung einen “verrückten Prozess”, auch deshalb kandidiere er dabei nicht. Ob er am Parteitag als Kompromiss- oder Kanzlerkandidat antreten werde? Darauf antwortet kern nur, dass er seine Aufgabe in der Privatwirtschaft liebe und lieber einfaches Parteimitglied bleiben will. Er räumt aber ein: “Natürlich gibt es in der SPÖ ein Führungsvakuum. Es gibt keine Autoritäten mehr, denen alle gerne folgen”.
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