Russland stellt ehemaligen Pro-Putin-Journalisten vor Gericht und blockiert Google News
Weil er über die Bombardierung der Geburtsklinik in Mariupol berichtet hatte, muss sich der russische Journalist Alexander Newsorow vor Gericht verantworten. Google News ist wegen “irreführender Informationen über die Spezial-Militäroperation in der Ukraine” in Russland bis auf weiteres gesperrt.
Einen Monat nach Kriegsbeginn setzt Russland den Rotstift der Zensur stenger an denn je. Im jüngsten Streich hat die russische Medienaufsichtsbehörde nun Google News blockiert. Über die Plattform seien in Russland Materialien veröffentlicht worden, die „irreführende Informationen von öffentlichem Interesse über den Verlauf der speziellen Militäroperation in der Ukraine“ enthalten hätten, teilte Roskomnadsor am Mittwochabend in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit.
Auch mit einzelnen Medien und Journalisten geht Moskau hart ins Gericht – im wahrsten Sinne des Wortes. Der russische Journalist Alexander Newsorow muss sich in Russland nämlich nun vor Gericht verantworten, weil er über die Bombardierung einer ukrainischen Geburtsklinik durch russisches Militär berichtet hatte, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax auf ihrer englischsprachigen Webseite. Nach offizieller Lesart hat das russische Militär aber nichts mit der Zerstörung des Spitals zu tun, weshalb Newsorows Bericht illegal ist. Die von Newsorow veröffentlichten Bilder wurden von Moskau offiziell als “Fakes” deklariert.
Besonders brisant an Newsorows Prozess ist die bewegte politische Vorgeschichte des ehemaligen Putin-Unterstützers: Im Jahr 1991 unterstützte er die Putschisten gegen den damaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow. Von 1993 bis 2007 war Newsorow unabhängiger Parlamentsabgeordneter, 2012 unterstützte er Wladimir Putins Wahlkampagne zum Präsidentenamt der Russischen Föderation. Nach der Annektion der Krim stellte sich Newsorow allerdings gegen Putin, indem er die Rückgabe der ukrainischen Halbinsel forderte.
Kommentare