Österreichs Sicherheit? Die verteidigt Alexander Schallenberg – mit Mozart und dem Opernball. Der Noch-Kanzler zeigte sich dort bestens gelaunt und erklärte „unsere Soft Power“ zur stärksten Waffe: Kunst und Kultur statt Panzer und Raketen.

Die Ballnacht war noch jung, und Schallenberg bereits in bester Laune.ORF 2/Screenshot

Die Ballnacht war noch jung, aber Schallenberg schon in Feierlaune. Fast überschwänglich freute er sich gegenüber der ORF-Moderatorin über den Opernball: „Wir sollten als Österreicher stolz sein: Das ist österreichische Lebenskultur, das ist österreichischer Lebensgenuss.“

Schallenberg: So haben wir das schon nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht

Hier also werden – ganz ohne Bundesheer und mehr oder weniger funktionierende Nachrichtendienste – Österreichs Interessen verteidigt. So sei das immer gewesen. „Es wird geschehen, was möge, aber die erste Sache, die wir nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen haben, ist das (gemeint ist der Opernball, Anm.). Das ist ein Teil von uns, und das ist gut so“, unterstrich der scheidende Kanzler.

Was auch immer geschehen mag: Solange Österreich seinen Opernball hat, besteht laut Schallenberg (r.) kein Grund zur Sorge.ORF 2/Screenshot

„Gut“ ist es für ihn persönlich auf jeden Fall. Schallenberg empfindet es als „Privileg, in der Mittelloge die besten Plätze zu haben“ und bekennt: „Ich bin in der Vergangenheit durchaus auf Bälle gegangen. Es geht nicht um das Tanzen, sondern um Gespräche.“ „Gut“ ist es offenbar auch für die Geopolitik – falls Österreich so etwas überhaupt hat. Für den bisherigen Außenminister wäre das dann eine glückliche Fügung: Diplomatie und Champagner kombinieren, was will man mehr?

Mozart, Walzer, Wein – Österreichs Soft Power noch zeitgemäß?

Schallenberg: „Das ist Österreich, und dafür habe ich jetzt sechs Jahre im Ausland gearbeitet. Das ist unsere Soft Power.“ Es gebe auch „Hard Power“, aber auf die setze Österreich nicht. Der Kanzler präzisiert: „Wir haben vielleicht keine Atomwaffen, aber wir haben Wolfgang Amadeus Mozart. Das ist unser Flugzeugträger.“ Darauf will er sich verlassen: „Unsere Musik, unsere Kunst und Kultur – es ist unglaublich, was für Kreativität in diesem Land präsent ist.“

Mit Mozart statt Atomwaffen werde Österreich seine Interessen durchsetzen, meint der Gerade-Noch-Kanzler.GETTYIMAGES/Pixilated Planet/Wiki Commons

Hard Power zwingt andere durch militärischen oder wirtschaftlichen Druck zum Einlenken. Soft Power setzt auf Kultur und Überzeugung. Die USA nutzen meist Ersteres – Österreich setzt auf Ereignisse wie diese Ballnacht.

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Was ein Glas zu viel so alles auslöst

Schallenberg könnte sich auch auf bewährte Mythen verlassen: etwa den Staatsvertrag, der angeblich mit Wein und Zithermusik besiegelt wurde. Karikaturist H. E. Köhler hat das auf legendäre Weise eingefangen: Außenminister Leopold Figl hieß den an der Zither spielenden Kanzler Julius Raab im Jahr 1955 die „Reblaus“ anstimmen: „Und jetzt Raab – und jetzt noch d’ Reblaus, dann sans waach.“

Es sind spannende Zeiten: Während Europa rätselt, wie es sich ohne die USA verteidigen soll, tobt in der Ukraine weiter ein Krieg. Putin ist zurück als „World Leader“ (Donald Trump). Und Österreich? Es setzt weiter auf Mozart – mit schwingendem Tanzbein und einem Glas zu viel Wein.

„Und jetzt Raab – und jetzt noch d’ Reblaus, dann sans waach“, flüstert Figl Raab ins Ohr.x/Seinerzeit