Nach dem Vorbild Islands rufen Künstlerinnen und linke NGOs zum sogenannten „FRAUEN*Streik“ für kommenden Freitag auf. Demonstriert wird nicht mit Bannern und Plakaten, sondern mit Pölstern, Decken und Tüchern. Damit sollen sich Frauen vor das Parlament legen und – nichts tun. Mit der Aktion wollen die Teilnehmerinnen darauf aufmerksam machen, dass ohne Frauen weder beruflich noch privat etwas vorangeht. „Wir legen uns einfach hin – und machen nichts. Das soll einerseits unsere Erschöpfung im Patriarchat zeigen. Aber im Nichts-Tun steckt auch eine gefährliche Drohung”, erklärt Organisatorin Hedwig Wagner, eine deutsche Medienwissenschaftlerin, gegenüber dem SPÖ-nahen Onlinemedium moment.at.

Demo gegen Gender-Pay-Gap und „unbezahlte Care-Arbeit"

Gestreikt – beziehungsweise geschlafen – wird, laut der Frauenstreik-Website, unter anderem gegen das Gender-Pay-Gap, die Pensionslücke, sogenannte „unbezahlte Carearbeit“ und „Mental Load“. Letztere Begriffe sollen ausdrücken, dass Frauen einen Großteil der Arbeit im Haushalt übernehmen, die logischerweise nicht bezahlt ist, und häufig diejenigen sind, die private Termine organisieren.

Zu den Teilnehmern zählt etwa die NGO „SOS Mitmensch“, die sich unter anderem für das Wahlrecht von Nicht-Österreichern einsetzt oder gegen die FPÖ demonstriert, das von der Stadt Wien subventionierte „Amerlinghaus“, einem linken Kulturzentrum oder „Grüne Frauen Wien“, die Frauenorganisation der Grünen.

Die Grünen Frauen haben auch schon ein Werbevideo für die Aktion auf ihren sozialen Medien verbreitet.

Auch Abtreibung ist ein Thema

Die Streiker fordern „ein gutes Leben für alle“. Das beinhaltet laut Website „52% für Frauen“ – ob damit Gehalt, Quote oder Pension gemeint ist, geht aus der Beschreibung nicht hervor. Außerdem wird eine „Grabrede ans Patriarchat“ angekündigt. Das Patriarchat ist für die Veranstalter eine „vorübergehende Ausgeburt des Gebärneids“.

Doch unter den sehr schwammig formulierten Anliegen liest man auch den Slogan „choice is ois!“ – ein typischer Spruch von Abtreibungsbefürwortern. Die Organisatoren fordern „Selbstbestimmung über den eigenen Körper“. Vermutlich ist damit gemeint: Abtreibung soll nicht nur straffrei, sondern legal sein.

Vorbild: Isländischer „Frauenruhetag"

Vorbild des Streiks am kommenden Freitag ist der isländische „Frauenruhetag“ vom 24.Oktober 1975. Damals versammelten sich an die 20.000 Menschen, vor allem Frauen, in der Hauptstadt Reykjavik, um für mehr Gleichheit, höhere Löhne und bessere Kinderbetreuung zu protestieren – eine Forderung nach lockeren Abtreibungsgesetzen findet man allerdings nirgendwo.

Viele Betriebe standen still oder waren gezwungen, sehr eingeschränkt zu arbeiten, weil circa 90 Prozent aller Isländerinnen die Arbeit verweigerten. Der Protest zeigte Erfolg: Ein Jahr später verabschiedete das Parlament das erste Gleichberechtigungsgesetz.