
Sebastian Kurz fordert Demut von Europa: "Wir sind nicht mehr der Nabel der Welt"
In einem Interview appellierte Ex-Kanzler Sebastian Kurz eindringlich an Europa, sich von einer überhöhten Selbstwahrnehmung zu verabschieden und stattdessen mehr Demut zu zeigen. Der ehemalige Regierungschef betonte, Europas Rolle auf der Weltbühne sei längst nicht mehr so dominant wie früher.
In einem Interview mit dem”Kurier” hat Ex-Kanzler Sebastian Kurz eindringlich an Europa appelliert, sich von überhöhter Selbstwahrnehmung zu lösen und mit mehr Demut aufzutreten. Der ehemalige Regierungschef betonte, dass Europas Rolle auf der Weltbühne längst nicht mehr jene dominierende Kraft darstelle, die sie einst war.
“Europa sollte demütiger werden”, so Kurz wörtlich. Der Kontinent habe in den vergangenen Jahrzehnten in wirtschaftlicher wie geopolitischer Hinsicht an Bedeutung verloren und spiele bei globalen Schlüsselfragen zunehmend eine untergeordnete Rolle. “Wenn man sich anschaut, wo die wertvollsten Unternehmen der Welt sitzen, findet man kaum noch welche in Europa”, erläuterte Kurz und verwies auf die wachsende Dominanz von Akteuren wie den USA und asiatischen Ländern.
Kurz kritisiert europäische Arroganz
Besonders deutlich werde Europas nachlassender Einfluss aktuell am Beispiel des Ukraine-Konflikts. Während sich bedeutende Verhandlungen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin mit Unterstützung Saudi-Arabiens anbahnten, sei die Europäische Union nicht einmal am Verhandlungstisch vertreten. Die EU werde international “leider Gottes als ziemlich irrelevant” wahrgenommen.
Als Ursache für den Bedeutungsverlust nannte Kurz eine zunehmende Abschottung Europas, nicht nur gegenüber Russland, sondern auch gegenüber China, Indien und dem arabischen Raum. “Diese Abschottung hätte man sich vielleicht vor Jahrzehnten leisten können, als wir noch der Nabel der Welt waren. Das sind wir jetzt nicht mehr”, warnte er und forderte eine realistischere Einschätzung der eigenen Stärke.
Zudem kritisierte Kurz eine gewisse europäische Arroganz im Umgang mit anderen Nationen. Europa müsse lernen, international wieder mehr zuzuhören und Partnerschaften auf Augenhöhe anzustreben, statt in Überheblichkeit zu verharren. Nur so könne der Kontinent wieder eine konstruktive und respektierte Rolle in der Weltpolitik einnehmen.
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