Senegals Premierminister ruft Afrikaner auf, in Afrika zu bleiben: "Die Boote sind nicht die Lösung"
Afrika steht vor einer demografischen Explosion, in vielen Ländern wächst die Bevölkerung rapide und Experten erwarten, dass auch der Migrationsdruck in den kommenden Jahren und Jahrzehnten wachsen könnte. Doch jetzt hat sich der senegalesische Premierminister, Ousmane Sonko, zu Wort gemeldet – und an alle Afrikaner appelliert, den Kontinent nicht zu verlassen. “Die Boote sind nicht die Lösung”, so Sonko kurz nach einem Bootsunglück vor der westafrikanischen Küste. Zuerst hatte die französische Zeitung “LeMonde” über die Ansprache des 49-Jährigen berichtet.
Sonko, der seit 2024 Staatsoberhaupt des westafrikanischen Landes ist, sagte zudem mit Bezug auf die Zukunftsaussichten: “Die Länder, in die einige junge Leute gehen wollen, sie sind selbst in einer Krise oder am Beginn einer Krise. Die Zukunft der Welt liege in Afrika”, so Sonko bei einer Ansprache gegenüber jungen Menschen. “Der einzige Kontinent, der noch ein bedeutendes Wachstumspotenzial hat, ist Afrika”.
Der Senegal gilt eigentlich als relativ stabiles Land, in dem, gemessen an der Bevölkerung, weniger Migrationsdruck herrscht als in angrenzenden Staaten wie Mali, Gambia oder Guinea. 2023 sind laut UNHCR 10.580 Menschen aus dem Senegal geflohen. Die häufigsten Aufnahmeländer waren Spanien, Kanada und Italien. Bei 82 Prozent der Migranten wurde der Asylantrag abgelehnt.
Die Aussagen Sonkos erfolgen dabei nur wenige Tage nach dem tödlichen Bootsunglück eines Migrantenbootes vor der Küste Mauretaniens. Dabei starben 89 Personen, die versuchten, von der Westküste Afrikas nach Europa zu gelangen – und schließlich von der mauretanischen Küstenwache geborgen wurden. Sonko sagte: “Es ist traurig, es ist bedauerlich. Ich appelliere erneut an die Jugend: Eure Lösung liegt nicht in den Booten”. Insgesamt gelten weiter mehr als 70 Personen als vermisst; das Boot war mit 170 Passagieren aufgebrochen.
Höchste Todesrate seit Datenerfassung
Die Atlantikroute, die aus Westafrika nach Spanien führt, gilt als besonders gefährlich, weil sie starken Strömungen ausgesetzt ist. Diese bringen überladene und oft nicht seetaugliche Boote zum Kentern, die zudem zumeist nur provisorisch ausgestattet sind. Seit die Mittelmeerroute nach Italien stärker überwacht wird und Menschenrechtsverletzungen in Nordafrika bekannt geworden sind, wird besagte Route jedoch zunehmend genutzt.
Laut der spanischen NGO Caminando Fronteras sind mehr als 5000 Menschen in den ersten fünf Monaten des Jahres beim Versuch verstorben, nach Spanien überzusiedeln. Dies entspricht 33 Toten pro Tage und stellt die höchste Todesrate seit Beginn der Datenerfassung durch die NGO im Jahr 2007 dar.
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