So will jetzt Moskau Nehammer schaden: „Es ging ihm ums Gas, nicht um die Ukraine“
Es war kein “Freundschaftsbesuch”, den Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) dem russischen Präsidenten Wladimir Putin abstattete. Und das merkt man auch an der Nachberichterstattung in russischen Medien: Es sei Nehammer bei seinem Termin nur um russisches Gas gegangen.
“Er kam nicht um Frieden zu machen”, zitiert die russische “Pravda” Beobachter aus dem Kreml. Die Ukraine war ihm gar “überhaupt nicht wichtig”. Dass Österreich zu 80 Prozent von russischem Gas abhängig ist, sei viel mehr das Thema des Treffens gewesen.
Putin sei sehr "hart, direkt und offen" gewesen
Nach einem 75-minütigen Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit wandte sich Nehammer noch aus den Räumlichkeiten der österreichischen Botschaft in Moskau aus an Journalisten und Medienvertreter und teilte seine Eindrücke von der Unterredung. Putin selbst sei “sehr hart, direkt und offen” gewesen, einer Hoffnung auf ein rasches Ende des Krieges kann Nehammer nur mit wenig Optimismus entgegenblicken. Der eXXpress, der Nehammer persönlich bei seiner Reise nach Kiew begleitete, berichtete auch von dieser Videokonferenz in Echtzeit – das gesamte Video-Statement zum Nachsehen finden Sie hier:
"Tass": Österreich kann durchaus Vermittler sein
Aber es gibt natürlich auch positive Berichte in russischen Medien. So schreibt die “Tass”, dass Österreich durchaus die Rolle als Vermittler übernehmen könne. Immerhin sind wir zwar ein EU-Staat, aber eben kein NATO-Mitglied. “Die Österreicher gehen es mit mehr Augenmaß an, als die Deutschen”, befindet der Artikel. Dazu wird die Haltung Wiens als positiv bewertet, gegen ein Gas-Embargo zu sein.
Nehammer war seit Beginn des Krieges der erste EU-Regierungschef bei Putin
Der Kanzler war der erste EU-Regierungschef, den Putin nach seinem Angriffsbefehl auf die Ukraine und dem Beginn des Kriegs am 24. Februar dieses Jahres persönlich empfing. Dabei fand das Gespräch 30 Kilometer vom Kreml entfernt, in Putins Residenz Nowo-Ogarjowo, statt.
Nehammer: “Der Krieg muss ein Ende haben”
Anders fällt die Beurteilung des Gespräches von Karl Nehammer aus. “Mir war wichtig, klar auszudrücken, dass der Krieg ein Ende haben muss”, stellte der Bundeskanzler klar.
“Für uns gibt es keine Rechtfertigung für den Krieg, der Krieg basiert auf keinerlei Grundlage”, erklärte Nehammer, der auch schilderte, dass die russische Gegenseite das nach wie vor ganz anders sehe. Während Moskau weiterhin von einer “Operation” in Russland spreche und jegliche von der russischen Armee begangene Kriegsverbrechen leugnet, schildert der österreichische Bundeskanzler seine eigenen Erlebnisse in der Ukraine.
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