Erdogan bietet keinen Sitzplatz bei Besuch in Ankara an–Umgang mit Von der Leyen schlägt hohe Wellen
In den sozialen Medien kursiert seit gestern ein Video, auf dem zu sehen ist, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Ankara ohne Sitzplatz in der Mitte eines Raumes stehen gelassen wird. Der türkische Präsident Recep Tayyp Erdogan und EU-Ratspräsident Charles Michel setzen sich, während für Von der Leyen kein Sessel bereitgestellt worden ist. Der unhöfliche Umgang mit der Kommissionspräsidentin schlägt hohe Wellen.
Von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel reisten am Dienstag nach Ankara, um Möglichkeiten zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Ankara und der EU auszuloten.
In einem Video ist nun zu sehen, wie Erdogan, Michel und Von der Leyen sich in einem Saal in Ankara einfinden – doch es sind nur zwei gepolsterte Sessel vorbereitet. Auf diese setzen sich Erdogan und der EU-Ratspräsident. Von der Leyen reagiert verwundert mit einem „Ähm“ und setzte sich abseits der Sessel auf ein weißes Sofa.
„Ähm” sei der neue Begriff für “so sollte die EU-Türkei-Beziehung nicht sein”, schrieb der Grünen-Abgeordnete Sergey Lagodinsky auf Twitter. Für die Liberale Sophie in ‘t Veld war das “kein Zufall, es war Absicht”. Sie fragte auch, warum Michel gegen die respektlose Behandlung seiner Kollegin Von der Leyen nicht protestiert habe.
Edtstadler: „Respektlose Behandlung kann nur als Provokation verstanden werden"
Auch seitens der österreichischen Bundesregierung hagelte es Kritik. Karoline Edtstadler von der ÖVP zeigte sich schockiert:
„Die respektlose Behandlung der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ein zutiefst befremdliches Bild vermittelt und kann- wenige Tage nach Aufkündigung der Istanbul Konvention- wohl nur als Provokation verstanden werden”. Die Türkei hatte vor Kurzem angekündigt, aus der Istanbul-Konvention zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen auszusteigen. Edtstadler deutete dies als weiteres Zeichen, dass sich die Türkei immer weiter von den Europäischen Werten entferne. „Die Gleichstellung von Frauen und Männern darf nicht mit Füßen getreten werden.”
Schallenberg warnt vor Naivität gegenüber der Türkei
Außenminister Alexander Schallenberg forderte einmal mehr, die EU solle gegenüber der Türkei nicht „naiv und blauäugig“ sein. Außerdem kritisierte auch er den Ausstieg aus der Istanbul-Konvention.
„Zuletzt hat die türkische Politik mit dem beschämenden Austritt aus der Istanbul-Konvention erneut ein ganz fatales Signal gesetzt, das ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen ist, die sich weltweit für die Rechte von Frauen einsetzen”. Außerdem bestätigte er aufs Neue die ÖVP-Linie, dass der EU-Beitritt der Türkei eine„Illusion” sei, „der sich die Europäische Union nicht länger hingeben sollte.”
(APA/red.)
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