SPÖ will Vier-Tage-Woche – aber nicht für die eigenen Mitarbeiter
Wasser predigen, Wein trinken? Die SPÖ fordert zurzeit die Vier-Tage-Woche in Österreich, die angeblich Vorteile für alle Seiten biete, auch für Arbeitgeber. Doch sofern die Bundespartei selbst der Arbeitgeber ist, scheint sie von der Vorteilhaftigkeit des Modells noch nicht überzeugt zu sein, wie eine Stellenausschreibung zeigt.
Vorteile für alle Seiten – das soll angeblich die Vier-Tage-Woche bringen, zumindest gemäß der Sozialdemokratie. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch fordert ein entsprechendes Pilotprojekt für Österreich, denn von der Vier-Tage-Woche würden neben den Arbeitnehmern, auch die Arbeitgeber profitieren, die so ihre Produktivität steigern, und ebenso der Staat, der damit neue Arbeitsplätze schaffe. Konkret sollen die Arbeitnehmer künftig für vier statt fünf Arbeitstage – also für 20 Prozent weniger Arbeitszeit – beinahe dasselbe Nettogehalt (95 Prozent) erhalten. Der Arbeitnehmer verzichtet auf nur fünf Prozent seines Gehalts.
Obwohl damit Arbeit noch teurer wird, bezeichnet SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner die Vier-Tage-Woche als „Win-Win-Win-Situation“: „Für die öffentliche Hand, weil Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden; für Betriebe, die unterstützt werden und Produktivitätseffekte haben, und für Beschäftigte, die gesünder, erholter, motivierter und zufriedener sind.“
Nach wie vor 38,5 Stunden Arbeitszeit in der Löwelstraße
Um Österreichs Unternehmen von den Vorzügen dieses Modells zu überzeugen, könnte die SPÖ selbst mit gutem Beispiel vorangehen – was sie aber nicht tut. Bei der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle in der Löwelstraße wurde in der Zwischenzeit ein neuer Posten ausgeschrieben. Die Parteizentrale sucht für die Haustechnik einen technische Mitarbeiter. Arbeitszeit: 38,5 Stunden…
Sich selbst als Arbeitgeber konnte die SPÖ also noch nicht von der Vorteilhaftigkeit ihres Modells überzeugen. Möglicherweise ist die Bundespartei doch nicht so überzeugt davon, dass der Arbeitgeber hier am Ende besser aussteigt.
In Österreich herrscht Arbeitskräftemangel, nicht Job-Mangel
Tatsächlich wird Arbeit zurzeit teurer. Die Rekordinflation macht allen Bürgern das Leben schwer, deshalb werden auch zahlreiche Kollektivverträge angehoben. Gleichzeitig ist Arbeitsplatzmangel gar nicht das dominierende Problem Österreichs. Im Gegenteil: Überall gibt es offene Stellen, weil die Mitarbeiter fehlen. Immer mehr Unternehmer suchen händeringend nach Arbeitskräften. Man fragt sich: Wo zu sollen künstlich noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn schon jetzt das Personal fehlt.
Mit dem neuen Modell würden Arbeitgeber für fast gleich hohe Kosten deutlich weniger Arbeitsstunden finanzieren. Dass sie am Ende mit beinahe gleich hohen Kosten, dafür aber noch mehr offenen Stellen am Ende zufriedener sein werden, darf bezweifelt werden. Das gilt wohl auch für die SPÖ selbst – zumindest sofern sie selbst Arbeitgeber ist.
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