Steigende Verluste, sinkende Moral: In der Ukraine wächst der Frust
Hohe Verluste, schlechte Ausbildung und große Landgewinne der Russen. In der Ukraine wächst der Frust. Der Krieg beginnt die Moral zu zermürben. Dagegen helfen sollen noch mehr Waffen aus den USA. Weitere 450 Millionen Dollar will Washington nach Kiew schicken.
Die ersten Wochen der Invasion lief nicht nach Plan. Russland habe aber aus den verlustreichen ersten Tagen Lehren gezogen. Der ehemalige US-General Ryan sieht den Ukraine-Krieg „am Ende des Anfangs“. Tatsächlich wächst in Kiew nun der Frust. Immer mehr ukrainische Soldaten wollen aufgeben.
Schlecht ausgebildete Truppen
Im Donbass haben russische Truppen geschafft, eine Nachschubroute instand zusetzen. Über weite Teile des Weges vom Militärstützpunkt im russischen Belgorod bis nach Isjum, dem Tor in den Donbass, verläuft nun sogar eine Bahnstrecke. Während den eingekreisten und oftmals nur notdürftig ausgebildeten Ukrainern langsam die Munition auszugehen droht. Für Selenskyjs Truppen, die täglich hunderte Tote beklagen, sind es zermürbende Tage.
Abzug aus umkämpfter Stadt
Die Ukraine hat etwa einen Truppenrückzug aus der seit Wochen umkämpften Stadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes angekündigt. Die ukrainischen Truppen müssen abgezogen werden, sagt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Fernsehen. Die Stadt sei zum größten Teil von den russischen Streitkräften besetzt. “Es ist sinnlos, in Stellungen zu bleiben, die über viele Monate hinweg zertrümmert wurden, nur um dort zu bleiben”, fügte er hinzu.
Soldaten werden im Stich gelassen
Was vor allem an der Moral zu zerren beginnt, ist das Fehlen von ganz “alltäglichen” Dingen, wie Schutzbrillen. Während der Westen ein schweres Waffensystem nach dem anderen in die Ukraine karrt, werden die einfachen Soldaten völlig im Stich gelassen – und sind angesichts der Feuerkraft Russlands Armee nur Kanonenfutter. Das Ausmaß des Versagens geht so weit, dass Familien der Truppen auf eigene Faust an die Front fahren (!) und ihren Männern und Söhnen Verpflegung zukommen lassen.
Die USA liefert noch mehr schwere Waffen
Vor dem G7-Gipfel in Deutschland haben die USA unterdessen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine im Umfang von 450 Millionen Dollar (etwa 428 Millionen Euro) angekündigt. Dazu gehörten auch Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesysteme und Patrouillenboote, sagte ein hochrangiger Vertreter des Weißen Hauses, John Kirby, am Donnerstag in Washington.
Die USA haben dem von Russland angegriffenen Land in den bisherigen vier Kriegsmonaten nach eigenen Angaben Waffen und Ausrüstung im Wert von rund 6,1 Milliarden US-Dollar (5,8 Milliarden Euro) zugesagt oder bereits geliefert. US-Präsident Joe Biden reist am Samstag zum G7-Gipfel, der von Sonntag bis Dienstag im Schloss Elmau in Bayern stattfindet. Deutschland hat in der “Gruppe der Sieben” derzeit den Vorsitz. Zur G7 gehören auch Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan.
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