Tausende Kolumbianer kämpfen für Selenskyj – Nordkoreaner für Putin
Der globale Krieg der Fremdenlegionen: Immer mehr Ausländer ziehen in den Ukraine-Krieg – oft aus wirtschaftlicher Not. Während Russland Tausende Nordkoreaner an die Front schickt, rekrutiert Kiew Kolumbianer, Chilenen und Brasilianer. Ganze Kompanien aus Südamerikanern werden gebildet.
Etwa 2000 Kolumbianer sind laut ukrainischen Angaben bereits eingereist, um als Vertragssoldaten gegen Putins Truppen zu kämpfen. Der Zulauf ist so groß, dass Brigaden mittlerweile eigene Kompanien aus Südamerikanern bilden – vor allem aus Kolumbien, aber auch aus Chile und Brasilien.
Ihr Kommandeur nennt sich „Musikant“ – ein früherer Klavierlehrer, der jetzt Männer aus aller Welt an der Waffe ausbildet. „Viele kommen völlig ohne militärische Erfahrung“, sagt er der Welt. „Einige waren bei Spezialeinheiten oder der Polizei – doch das sind nur wenige.“
Die Ausbildung dauert mindestens einen Monat. Dann geht es an die Front – gegen russische Übermacht, Drohnenangriffe und Artillerie.
Kiew kämpft gegen Personalmangel
Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Freiwillige aus aller Welt aufgerufen, sich der „Internationalen Legion“ anzuschließen. Laut der ukrainischen Plattform Hromadske haben sich rund 8000 Ausländer gemeldet, etwa 40 Prozent davon aus Südamerika.
Die Ukraine leidet unter massivem Personalmangel: Die Mobilisierung greift erst ab 25 Jahren, hohe Prämien für Jüngere blieben mäßig erfolgreich. Viele 18- bis 22-Jährige dürfen seit kurzem wieder ausreisen – und nützen diese Gelegenheit auch, wie der exxpress berichtete. In manchen Frontabschnitten stehen sieben Russen einem Ukrainer gegenüber, berichtet Welt-Reporter Ibrahim Naber.
3000 Euro im Monat – und das Risiko, nie heimzukehren
Für viele Kolumbianer ist der Krieg lukrativ. Mit rund 3000 Euro Monatsgehalt verdienen sie ein Vielfaches dessen, was sie in ihrer Heimat als Soldaten bekämen. „Ich will ein Stück Land kaufen, mein Haus bauen und mit meiner Familie dort leben“, sagt Martinez, einer der Freiwilligen. Auch der 37-jährige Oliver, Vater zweier Töchter, kämpft erneut in der Ukraine: „Ich kam zuerst wegen der Videos in den sozialen Medien – jetzt auch wegen des Geldes.“
Während ukrainische Soldaten für die Dauer des Krieges gebunden sind, können Ausländer ihre Verträge jederzeit auflösen. Doch viele bleiben – aus Überzeugung, aus Notwendigkeit oder weil sie hoffen, etwas aufzubauen.
Früher, im 19. Jahrhundert, war das Prinzip ähnlich: Männer riskierten ihr Leben – doch Frau und Kinder waren versorgt. Heute kämpfen sie für denselben Traum, nur in einem fremden Land.
Putin lässt Nordkoreaner kämpfen
Auch Russland greift längst auf internationale Unterstützung zurück. Der Iran liefert Raketen, China Bauteile für Drohnen – und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un soll bis zu 15.000 seiner Landsleute an die Front geschickt haben. Sie kamen vor allem in der Region Kursk zum Einsatz, wo die Ukraine zeitweise weit vorrückte.
Zudem sitzen in ukrainischen Gefängnissen Dutzende Männer aus Afrika und dem Nahen Osten, die als russische Söldner in Gefangenschaft gerieten. Moskau selbst rekrutiert weiterhin bis zu 30.000 Männer pro Monat – genug, um Verluste auszugleichen oder neue Einheiten zu bilden.
Es ist der Krieg der Fremdenlegionen: Männer, die für Geld, Hoffnung oder Ruhm kämpfen. Nicht mehr für König oder Vaterland – sondern für die Chance, etwas aufzubauen.
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