Terror in Wien: Eltern von Opfer sauer auf Bürgermeister Ludwig
Nedzip V. (21) wurde beim Wiener Terroranschlag vom Attentäter erschossen. Seine Eltern wünschen sich seinen Namen auf dem Gedenkstein der Stadt. Doch Wien hält sie seit zwei Jahren hin, über Bürgermeister Ludwig (SPÖ) sind sie verärgert.
Nedzip V. war das erste von vier Todesopfern, das in jener Terrornacht am 2. November 2020 innerhalb der Partymeile “Bermudadreieck” Inn der Wiener Innenstadt vom islamistischen Attentäter Kujtim F. (20) erschossen wurde. Er stand auf der Jerusalemstiege, als ihn eine Gewehrsalve niederriss.
Vor genau zwei Jahren haben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und führende Repräsentanten der Stadt am Desider-Friedmann-Platz oberhalb der Jerusalem-Stiege einen Gedenkstein für die Opfer der Terror-Nacht enthüllt. Die Namen der vier Mordopfer sind darauf nicht enthalten – weil einige der AYngehörigen dies nicht wünschten, wie es offiziell heißt. Doch die Eltern von Nedzip V. wollten dies sehr wohl im gedenken an ihren verstorbenen Sohn.
Datenschutzgründe als Ausrede vorgeschoben
“Die Familie wünscht sich seit dem ersten Tag einen Gedenkstein, auf dem unser Sohn, unser Neffe namentlich erwähnt wird”, sagt Eugen Kaba, ein Onkel des Terroropfers und Sprecher der Familie. Nedzip sei schließlich kein anonymes Opfer gewesen. Man sei daher an die Stadt Wien herangetreten, habe eine E-Mail abgeschickt und angerufen und das Anliegen vorgebracht: “Es hat geheißen, andere Angehörige wären gegen eine Namensnennung. Daher sei eine solche aus Datenschutzgründen nicht möglich.”
Inschrift, damit Terroropfer nie vergessen wird
Auch nachdem sich Familienanwalt Mathias Burger eingeschaltet hatte, gab es zunächst keine weitere Reaktion. Nach einem Schreiben, das Burger im vergangenen Sommer an Bürgermeister Ludwig richtete, könnte allerdings etwas Bewegung in die Sache gekommen sein. “Zuletzt wurde uns gesagt, wir sollten uns noch gedulden. Wir warten auf eine Rückmeldung der Stadt Wien”, sagt der Onkel des getöteten Nedzip V.
Anwalt Burger räumt in seinem Schreiben an Bürgermeister Ludwig Verständnis dafür ein, dass womöglich nicht jede betroffene Familie einen kollektiven Gedenkstein mit den Namen aller vier Todesopfer wünsche. Seinen Mandatinnen und Mandanten sei es “allerdings ein Anliegen, dass sie selbst einen Ort haben, den sie aufsuchen können und der ihnen die Gewissheit gibt, dass ihr Sohn und Bruder nie in Vergessenheit geraten wird”.
Gedenkstein ist "Reklame der Gemeinde Wien"
Wie der Onkel des Terroropfers sagt, treffen sich die Hinterbliebenen nach wie vor jeden Sonntag an der Jerusalemtreppe: “Wir hätten gerne eine Gedenktafel, wo die Familie hingehen und Blumen im Gedenken an Nedzip hinlegen kann.” Der offizielle Gedenkstein aus Granit sei für die Trauerarbeit ungeeignet: “Von Nedzip findet sich dort keine Spur. Dafür groß das Logo der Stadt Wien. Das ist eine Reklame der Gemeinde Wien.”
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