Die Vorschreibungen für die Strom-Teilbeträge 2025 sind bereits in den Haushalten eingelangt und sorgen für wenig Freude: Deutliche Erhöhungen belasten den durchschnittlichen Wiener Haushalt mit rund 270 Euro Mehrkosten pro Jahr zusätzlich. Doch nicht nur höhere Energiepreise aufgrund des Ukraine-Krieges stecken hinter der Teuerung, sondern auch der Wegfall des Stromkostenzuschusses sowie eine Erhöhung der Netzkosten lasten auf den heimischen Geldbörsen.

Die Erhöhung der Netzkosten – der Endverbraucher zahlt nicht nur seinem Energielieferanten den verbrauchten Strom, sondern muss einem Netzbetreiber für die Durchleitung von Energie ebenfalls eine Gebühr entrichten – in Zeiten der Teuerung sorgte in Wien bereits mit Bekanntwerden der Anhebung für Kritik. Nun gießt ein am Dienstag veröffentlichter Bericht des Stadtrechnungshofes weiter Öl ins Feuer.

800 Fahrzeuge, die kaum bewegt werden

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Wiener Netze, als Tochterfirma der Wiener Stadtwerke wie auch etwa Wien Energie, Wiener Linien und Bestattung Wien zu hundert Prozent im Eigentum der Stadt Wien, verfügt über einen Fuhrpark mit rund 800 Fahrzeugen, die laut dem Prüfbericht nicht ausreichend verwendet werden. Diesem Fuhrpark wurde schon einmal vom Stadtrechungshof eine Verkleinerung empfohlen; umgesetzt wurde diese Empfehlung jedoch nicht.

„Die Fahrleistung pro ganzjährig genutztem Dienstfahrzeug betrug im Jahr 2023 lediglich 7.183 km für die Fahrzeugklasse M1 (Pkw oder Kombinationskraftwagen) und 7.255 km für die Fahrzeugklasse N1 (Lkw ≤ 3,5 t). Der StRH Wien erkannte daher die Notwendigkeit, ausgehend von den Ergebnissen der laufenden Evaluierung der Auslastung des Fuhrparks, Maßnahmen zu setzen, um die durchschnittliche Fahrleistung pro Fahrzeug der Klassen M1 und N1 zu erhöhen”, ist im Bericht zu lesen.

Einfacher fasst der grüne Gemeinderat David Ellensohn, Vorsitzende des Stadtrechnungshof-Ausschusses, den Bericht zusammen: „Die Wiener Netze haben einen viel zu großen Fuhrpark für viel zu wenige Dienstfahrten.“

David Ellensohn, Vorsitzende des Stadtrechnungshof-Ausschusses und Klubobmann der Grünen Wien, kritisiert den enormen Fuhrpark von Wiener Netze.APA/APA/HERBERT NEUBAUER
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Ein Luxus, der angesichts der saftigen Preiserhöhung, die den Wiener Haushalten auferlegt wurde, nicht nachvollziehbar ist. „Einen riesigen Wagenpark in Zeiten steigender Energie- und Netzkosten weiter zu erhalten, muss man den Wienern einmal erklären”, so Ellensohn und führt aus: „Die Fahrzeuge werden oft nur jeden zweiten Werktag beziehungsweise in einigen Fällen sogar weniger als zehn Tage im Monat überhaupt bewegt.”

Doch nicht nur die unnötige Größe des Fuhrparks steht in der Kritik des Stadtrechnungshofes, sondern auch die Abrechnung der Dienstfahrten: „Nach flächendeckender Einführung des elektronischen Fahrtenbuches im Jahr 2016 reduzierte sich die gesamte Fahrleistung des Fuhrparks der Wiener Netze GmbH um mehr als die Hälfte.”

Kurz: Um der Aufzeichnung im elektronischen Fahrtenbuch zu entgehen, greifen Mitarbeiter für Dienstfahrten auf ihre Privatwagen zurück. „Das ist nicht nur für den Stadtrechnungshof völlig unverständlich, wenn die Auslastung der Dienstfahrzeuge ohnehin schon sehr gering ist”, kritisiert auch der Wiener ÖVP-Gemeinderat Michael Gorlitzer und spricht eine weitere Ungereimtheit an: „Ein weiteres Mysterium ist, dass der Dieselverbrauch im Überprüfungszeitraum sogar auffallend höher war als vor 2014 – eine Tatsache, die sich auch die Wiener Netze selbst nicht erklären können. Das alles trägt nicht unbedingt dazu bei, das nach den Skandalen der letzten Jahre ohnehin angeschlagene Vertrauen in die stadteigenen Unternehmungen zurückzugewinnen.“

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Großer Umbau der Netze für erneuerbare Energiequellen

Von den Wiener Netzen kam bislang keine Stellungnahme zu dem Bericht. Dafür ist auf ihrer Homepage eine Erklärung für die steigenden Stromrechnungen zu finden. „Mit Jahresbeginn werden die Elektrizitätsabgabe und die Erneuerbaren-Förderkosten wieder eingehoben, die ebenfalls ausgesetzt waren. Außerdem ändert die E-Control die Berechnung der Netzkosten: Bisher wurden Investitionen und Instandhaltungskosten aus der Vergangenheit rückwirkend berechnet und eingepreist. Ab sofort werden aktuelle Kosten der laufenden Periode verrechnet.”

Dieser Investitionsbedarf für die anstehende Energiewende sei laut dem Unternehmen groß. „Die steigenden Netzgebühren haben mit Versorgungssicherheit und der Energiewende zu tun. Für den Umstieg von fossilen Energieimporten auf erneuerbare Energiequellen müssen die Energienetze umgebaut werden: Das Strom- und das Fernwärmenetz werden erweitert und die Gasleitungen stillgelegt”, erklärt das Unternehmen.