Kommt jetzt die Wende im Ukraine-Krieg – unter den Augen des Papstes? Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und US-Präsident Donald Trump ziehen offenbar hinter den Kulissen an einem Strang, um Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau im Vatikan anzustoßen. Unterstützung bekommen sie dabei von niemand Geringerem als Papst Leo XIV. persönlich.

Am Dienstag telefonierte Meloni mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Italien unterstützt alle Bemühungen um einen echten Frieden“, erklärte Selenskyj anschließend. Man habe über Plattformen für Verhandlungen mit Russland gesprochen, berichtete der ukrainische Präsident auf seinen Social-Media-Kanälen. Ein Waffenstillstand sei nötig, um Leben zu retten – ehrliche Diplomatie sei jetzt gefragt.

Papst Leo XIV. empfängt US-Vizepräsident J.D. Vance im Vatikan: Die USA und der Heilige Stuhl sprechen über mögliche Friedensgespräche im Ukraine-Krieg.GETTYIMAGES/Simone Risoluti Vatican Media via Vatican Pool

Trump: „Ein Ende des Krieges – und ein Neubeginn für den Handel“

Bereits am Montag hatte Donald Trump auf „Truth Social“ angekündigt: „Der Vatikan, vertreten durch den Papst, hat erklärt, dass er sehr daran interessiert ist, die Verhandlungen auszurichten. Lasst den Prozess beginnen!“

Nach einem „exzellenten“ zweistündigen Telefonat mit Wladimir Putin ließ Trump wissen: „Russland und die Ukraine werden sofort Verhandlungen über einen Waffenstillstand und – noch wichtiger – ein ENDE des Krieges aufnehmen.“ Und: „Russland möchte nach diesem katastrophalen ,Blutbad‘ umfangreichen HANDEL mit den Vereinigten Staaten betreiben, und ich stimme dem zu. Das Potenzial ist UNBEGRENZT.“

Trump sieht auch Chancen für die Ukraine: „Ebenso kann die Ukraine beim Wiederaufbau ihres Landes ein großer Nutznießer im Handel sein.“ Er informierte nach eigenen Angaben Selenskyj, Ursula von der Leyen, Emmanuel Macron, Giorgia Meloni, Friedrich Merz und Alexander Stubb direkt nach dem Putin-Gespräch über seine Pläne.

Trumps Botschaft via Truth SocialTruth Social/Screenshot

Meloni: Italien will Vermittlerrolle übernehmen

Meloni erklärte, die Vorbereitungen für die Gespräche hätten bereits begonnen. Man erwarte einen raschen Start, nachdem sie mit Trump, Selenskyj und weiteren europäischen Staats- und Regierungschefs telefoniert habe. Auf X betonte sie: „Wir wollen die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden schaffen.“

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni: Rom will eine zentrale Rolle bei möglichen Ukraine-Friedensgesprächen im Vatikan spielen.GETTYIMAGES/Pier Marco Tacca / Kontributor

Bloomberg skeptisch: „Trump zieht den Papst in eine heikle Rolle“

Laut einem Bericht von Bloomberg markiert das vatikanische Angebot einen „bedeutenden Schritt für den ersten US-geborenen Papst“, der noch keine zwei Wochen im Amt ist – während sich die Trump-Regierung offenbar aus der Führungsrolle bei den Verhandlungen zurückzieht. „Diese Rolle birgt das Risiko, dass der Papst in einen festgefahrenen Konflikt gezogen wird, der kein klares Ende erkennen lässt“, schreibt Bloomberg-Korrespondent Donato Paolo Mancini.

Zudem wachse in Europa die Sorge, Trump könnte den Prozess bewusst abbremsen, um Putin Zeit zu verschaffen. Ein Sprecher des Vatikans äußerte sich bislang nicht offiziell. Auch der Kreml reagierte zurückhaltend – laut TASS sei man sich des Angebots bewusst, eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden.

Heikles Terrain: Vatikan, ICC und Putins Haftbefehl

Rom ist Unterzeichnerstaat des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) – ein Fakt, der pikant werden könnte: Ein persönlicher Besuch Putins in Italien könnte juristisch eine Verhaftung auslösen.

Bloomberg erinnert andererseits an die lange diplomatische Tradition des Heiligen Stuhls: Der Vatikan vermittelte unter anderem bei der Annäherung zwischen den USA und Kuba (2014) sowie im Grenzstreit zwischen Chile und Argentinien (1978). Auch in Nahost war der Heilige Stuhl als Friedensvermittler aktiv.