Turbulenzen in der Wiener ÖVP
Auch wenn die Neuverteilung der wichtigsten Rollen in der Volkspartei nach dem großen Polit-Beben der letzten Woche rund um die Rücktritte von Kurz und Blümel schnell neu verteilt waren, ist wohl längst nicht alles “tutti paletti” in der ÖVP. Vor allem in Wien scheint hinter verschlossenen Türen ein interner Machtkampf zu toben.
Nach dem kompletten Rückzug aus der Innenpolitik von ÖVP-Galionsfigur und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz bleibt in der Österreichischen Regierung genauso wie in der Wiener Volkspartei kein Stein auf dem anderen. Auch wenn nach der großen türkisen Rücktrittswelle (auch Finanzminister Gernot Blümel und Heinz Faßmann sowie Interimskanzler und Ex-und-Bald-Wieder Außenminister Alexander Schallenberg hatten am Donnerstag ihre Posten geräumt, Anm.) die Geschicke der Republik schon am Montag mit der umgebildeten Regierung unter Karl Nehammer wieder fix in neuen Händen liegen, kamen die internen Personalrochaden in der ÖVP nicht ganz ohne Querelen aus. Wie der eXXpress aus internen Quellen weiß, ist vor allem ein junger ÖVP-Politiker unzufrieden mit den jüngsten Entwicklungen: Nico Marchetti (31).
Marchetti ist Abgeordneter zum Nationalrat, eines der jüngsten Gesichter der ÖVP in Top-Positionen und hat offenbar auch weiterhin große Ambitionen. Laut Insider-Informationen soll der ehemalige Landesobmann der Jungen Volkspartei Wien, der seit dem 9. November 2017 eben auch Abgeordneter zum Nationalrat und Schüler- und Studentensprecher der ÖVP ist, nach Gernot Blümels Abgang mit dem Posten des neuen Wiener ÖVP-Chefs geliebäugelt haben. Aus dieser Koketterie wurde aber bekanntermaßen nichts, denn der neue Kopf der Volkspartei Wien ist der um einiges erfahrenere Karl Mahrer (66). Mahrer soll die ÖVP nach den stürmischen Zeiten der letzten Wochen und Monate wieder in ruhigere Fahrwasser bringen, und das Zeug für dieses Manöver in Richtung Recht & Ordnung hat er allemal, wie sein Lebenslauf bezeugt: Schließlich war Mahrer Landespolizeikommandant Wiens und einer von zwei Landespolizeivizepräsidenten der Landespolizeidirektion Wien.
Um den aufstrebenden Marchetti zu beruhigen und internen Querelen vorzubeugen, soll Mahrer auch gleich einen Plan geschmiedet haben, um den Karriereplänen des Jung-Politikers ebenso gerecht zu werden wie auch das von Kurz und Blümel geprägte Bild einer jugendlichen und vitalen Volkspartei zu wahren. Demnach soll Mahrer Nico Marchetti als neuen Landesgeschäftsführer der Volkspartei einsetzen wollen – doch hier hat Mahrer die Rechnung ohne die amtierende Landesgeschäftsführerin der ÖVP Wien, Bernadette Arnoldner (43) gemacht. Arnoldner hat nämlich ganz bestimmt nicht vor, ihren Posten, den sie seit 2017 bekleidet, zu räumen.
Dass dies nicht die besten Voraussetzungen für ein friedliches, parteiinternes Miteinander sind, liegt auf der Hand – ein interner Machtkampf scheint vorprogrammiert. Am Montag trifft sich die Wiener Volkspartei zum großen Meeting – man darf gespannt sein, was daraus entsteht.
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