
Tweet des Tages: Wenn Journalisten festlegen, worüber wir schreiben sollten
Armin Wolf legt in einem Tweet nahe: Was die einen aufdecken (gegen Sebastian Kurz) sollte uns interessieren, was die anderen aufdecken (möglicher Amtsmissbrauch in der Justiz) hingegen nicht, denn es könnte das, was die ersten aufdecken, zudecken. Also decken wir lieber das, was die zweiten aufdecken, zu. Michael Fleischhacker findet das – bemerkenswert.

Aus aktuellem Anlass ein Tweet des österreichischen Journalisten Michael Fleischhacker, der wiederum den Tweet eines anderen Journalisten kommentiert. Der andere Journalist heißt Armin Wolf und ihm gefallen offensichtlich die Recherchen des eXXpress nicht, zumindest sofern sie die Beziehung eines österreichischen Staatsanwalts zu seiner Mitarbeiterin und ihre Verträglichkeit mit Compliance-Regeln betreffen, und sofern sie dem Verdacht eines möglichen Amtsmissbrauchs und der Anstiftung dazu nachgehen. Der ORF-Moderator twittert: “Wenn uns jetzt das Liebesleben von WKStA-Mitarbeiter·innen beschäftigen soll oder die Frage, woher Journalist·innen Akten bekommen, und nicht der Inhalt dieser Akten, dann hat das exakt das Ziel, das Trumps Desinformations-Chef Bannon formuliert hat: Flooding the zone with shit.”

Interessant. Selbst wenn sich der Verdacht des Amtmissbrauchs hier erhärten sollte und – mutmaßlich – der Versuch unternommen wurde, mit ausgewählten Chats einen Regierungswechsel herbeizuführen, sollte uns das nicht interessieren. Wir sollten uns nur mit dem Inhalt der Akte befassen.
Nun, wenn es uns um das öffentliche Interesse geht – und genau darum geht es im Journalismus – dann sollte uns beides interessieren: die Inhalte der Akte und ebenso der gravierende Verdacht, der hier im Raum steht. In beiden Fällen gilt für die Betreffenden übrigens die Unschuldsvermutung.
Fleischhacker: "Nur bei den Guten geht es um die Inhalte"
Wenn uns aber wie bei Wolf nur das eine zu interessieren hat, nämlich die Inhalte der Akte, weil ja nur die – mutmaßlich – wirklich schlimm und relevant sind, dann muss man den Verdacht des “flooding the zone with shit” viel mehr gegen Armin Wolf selbst hegen. Dazu bemerkt der österreichische Journalist Fleischhacker: “Wenn die Guten etwas weitergeben, geht es ausschliesslich um die Inhalte, wenn die Bösen etwas weitergeben, wird die Weitergabe zur staatsbedrohenden Spitzelaffäre. Klingt auch ein bisschen nach flooding the floor with shit, ehrlich gesagt.”
So ist es eben, wenn die einen die Guten, und die anderen die Bösen sind – und wenn der Zweck im einen Fall die Mittel heiligt, und im anderen Fall die Mittel wegen des Zwecks nicht angewandt werden dürfen.
Wenn die Guten etwas weitergeben, geht es ausschliesslich um die Inhalte, wenn die Bösen etwas weitergeben, wird die Weitergabe zur staatsbedrohenden Spitzelaffäre. Klingt auch ein bisschen nach flooding the floor with shit, ehrlich gesagt. https://t.co/31HaW86t2y
— MichaelFleischhacker (@mfleischhacker1) October 24, 2021
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