Überfüllte Klassenzimmer: Tausende syrische Kinder überfordern Wiens Schulen
In Wien-Favoriten platzen die Schulklassen aus allen Nähten. Syrer mit Asylbescheid holen nun ihre Kinder nach. Seit Jänner 2023 kamen im Zuge der Familienzusammenführung 4000 Schulkinder im Pflichtschulalter nach Wien. Die FPÖ macht das Innenministerium und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) für die Notlage verantwortlich.
Erst kamen junge Männer, nun folgen ihnen ihre Frauen und Kinder nach: Die Asylkrise spitzt sich seit 2015 zunehmend zu. Mittlerweile überfordert sie aber zunehmend die Schulen, vor allem in Wien. Der Grund: Etliche Migranten mit positiven Asylbescheid oder subsidiären Schutz holen zurzeit ihre Kinder nach Österreich.
Seit vergangenem Jahr werden Monat für Monat hunderte von Kindern und Jugendlichen eingeflogen, und bringen die Schulen zur Verzweiflung. Vor allem in Wien ist die Anzahl von Schülern, die im Zuge des Familiennachzugs ins Land gekommen, massiv gestiegen. Zwischen Jänner 2023 und Februar 2024 kamen mehr als 4000 Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter nach Wien, berichtete kürzlich „Profil“. Jeden Monat kommen weitere 350 dazu. In ganz Österreich sind es etwa 500 Kinder pro Monat. Das entspricht in etwa 20 Schulklassen.
Jeder dritte Asylantrag wird von Minderjährigen gestellt
Der hohe Familiennachzug verstärkte in den vergangenen Jahren zusätzlich den Migrationsdruck auf Österreich und ist mit ein Grund für die hohe Anzahl an positiven Asylbescheiden. „Im Jahr 2023 waren 16 Prozent der Asylanträge im Familiennachzug“, sagt Patrick Maierhofer, Ressortsprecher des Innenministeriums gegenüber dem eXXpress. „Dabei handelte es sich um rund zwei Drittel Kinder und ein Drittel erwachsene Frauen – zum Großteil syrische Staatsangehörige.“
Der Asyl-Statistik des Innenministeriums ist nicht zu entnehmen, wie vielen Personen im Rahmen des Familiennachzugs Schutz gewährt worden ist. Auffallend ist aber sowohl bei Asylanträgen, als auch bei den positiven Asyl-Bescheiden der hohe Anteil von Minderjährigen. 412.671 Asylanträge wurden von 2015 bis Februar 2024 gestellt, davon waren 137.260 Minderjährige. Das ist genau ein Drittel. Im Jänner und Februar waren sogar mehr als die Hälfte der Antragssteller Kinder und Jugendliche: 2277 von 4470.
85.000 jugendliche Migranten erhielten seit 2015 Schutz in Österreich
Von 2015 bis Februar 2024 wurde überdies 198.542 Migranten – fast 200.000 – Schutz gewährt. Davon waren 84.736 Minderjährige, umgerechnet 42,7 Prozent, also fast die Hälfte. Besonders hoch war der Zuzug von Kindern und Jugendlichen in den Jahren 2016 bis 2018. Und zuletzt wieder im Jahr 2023 bei mehr als 10.000.
Der Zuzug jugendlicher Migranten, vor allem aus Syrien, steigt zurzeit wieder an. Ein Grund: Viele Väter sind „subsidiär Schutzberechtigte“, die bereits länger in Wien leben, aber ihre Familie erst nach einer dreijährigen Wartefrist nachholen durften. Diese Wartefrist ist nun für viele abgelaufen, was ebenfalls zu einem Anstieg der Zahlen führt. „Profil“ nennt noch eine weitere Ursache: In den Jahren 2020 und 2021 stieg die Zahl syrischer Flüchtlinge wieder deutlich an. „Auch viele Väter waren darunter. Zwischen 70 und 90 Prozent der Asylberechtigten siedeln sich in Wien an.“
FPÖ: „Der Grundfehler sind Österreichs offene Grenzen“
Scharfe Kritik an den Zuständen übt FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer. Er sieht die Hauptschuld für das Problem der Familienzusammenführung bei der ÖVP. „Der Grundfehler sind die offenen österreichischen Grenzen“, sagt Amesbauer gegenüber dem eXXpress.
Der FPÖ-Nationalratsabgeordnete verweist auf die jüngsten Zuwanderungszahlen: „Allein in der Zeit von Schwarz-Grün kamen 226.000 illegale Einwanderer nach Österreich. Unser Land hat genug geleistet, deshalb sollen wir nicht weiter Menschen aufnehmen, sondern endlich mit Abschiebungen beginnen – aber nicht in andere europäische Länder, wie es der ÖVP-Innenminister macht, sondern nach Afghanistan und Syrien. Dann stellt sich das Problem des Familiennachzuges erst gar nicht.“
Das Innenministerium begründet die jüngst in die Höhe schießenden Zahlen bei Familien-Zusammenführungen mit der Corona-Zeit. Pressesprecher Maierhofer hält gegenüber dem eXXpress fest: „Seit dem Jahr 2015 sind mehrere tausend Familienangehörige auf diesem Weg legal nach Österreich gekommen. Die höhere Zahl im Jahre 2023 ergibt sich primär durch den Corona-Pandemie bedingten Rückstau und dessen Abbau bei den österreichischen Vertretungsbehörden (wo die Anträge zu stellen sind).“
Container-Schulen in Wien stoßen auf Widerstand der Bürger
FPÖ-Politiker Amesbauer sieht die Schuld an der Notlage in Wien aber auch bei Michael Ludwig (SPÖ): „Der rote Bürgermeister sorgt mit üppigen Sozialleistungen dafür, dass Wien regelrecht ein Magnet für die illegalen Einwanderer ist, die sich in der Bundeshauptstadt in die soziale Hängematte legen können und kurz später dann auch noch die gesamte Familie nachgeliefert bekommen. So kann und darf es nicht mehr weiter gehen.“ Viele Wiener Bezirke seien mittlerweile Hotspots für migrantische Gewalt.
Die neuen Schüler kommen aus Kriegsgebieten. Sofern sie keine Syrer sind, stammen sie aus Afghanistan oder Somalia. Manche können nicht einmal einen Bleistift in der Hand halten, viele syrische Mädchen tragen Kopftücher. Vor allem in Wien-Favoriten füllen sie die Klassen, die teils auf bis zu 29 Schüler steigen.
Um die Schülerhöchstzahl nicht noch mehr zu überschreiten, werden neue Klassen gegründet, für die aber die Schulplätze fehlen. Daher setzt die Stadt unter Schulstadtrat und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) auf Container-Schulen, die zurzeit in Favoriten, Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing entstehen. Sie kosten 14 Millionen Euro und stoßen auf Widerstand in der Bevölkerung. Ein Masterplan fehlt.
Kommentare