Ukraine fürchtet immer mehr die Kriegsmüdigkeit der Geldgeber
Die Unterstützer der Ukraine würden den Krieg am liebsten vergessen, klagt der ukrainische Finanzminister. Aus innenpolitischen und geopolitischen Gründen ändere sich zurzeit die Stimmung.„Ich sehe viel Müdigkeit und Schwäche bei unseren Partnern.“ Auch Präsident Selenskyj ist besorgt.
Die Ukraine beklagt eine Kriegsmüdigkeit ihrer Geldgeber. Es sei schwieriger, finanzielle Hilfe zu sichern, erklärte Finanzminister Serhij Martschenko am Samstag. Im Vergleich zum April müsse sich die Ukraine doppelt so stark um Hilfszusagen bemühen. „Ich sehe viel Müdigkeit, ich sehe viel Schwäche bei unseren Partnern“, sagte er am Rande des Treffens von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Marrakesch.
„Sie würden den Krieg gerne vergessen, aber der Krieg ist immer noch im Gange, in vollem Umfang“. Martschenko machte zwei Veränderungen für den Stimmungswandel verantwortlich: „eine geopolitische Verschiebung und der interne politische Kontext in verschiedenen Ländern“. Er verwies etwa auf anstehende Wahlen in den USA und in der EU.
Auch militärische Hilfe könnte brüchiger werden, befürchtet Selenskyj
Die Ukraine benötigt überdies westliche Finanzhilfen, um eine Haushaltslücke von 43 Milliarden Dollar im kommenden Jahr zu schließen. Die Gespräche darüber wurden in der vergangenen Woche vom Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas überschattet.
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj befürchtet, dass die Unterstützung für die Ukraine und ihre Armee brüchiger wird. „Da sich der Terror weltweit ausbreitet, ist es wichtig, dass die Welt ein klares Signal sendet, dass die Terrorbekämpfung nirgends ins Wanken gerät“, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.
Schon bishierige Unterstützung war zu langsam
Dabei verlief schon die bisherige Unterstützung nicht wie erwartet, wie Mykhailo Podolyak, ein Berater des ukrainischen Präsidentenamts, einräumte. In einem Interview mit Channel 24 meinte er, dass westliche Waffen zu langsam eintrafen und dies die Verteidigung der Ukraine ernsthaft beeinträchtige.
„Im Herbst 2022 hat sich alles langsam entwickelt“, sagte Podolyak. „Wir haben die Logistik ausgearbeitet, es gab viele Genehmigungen. Doch selbst dann waren wir außerhalb des Lieferplans. Denn anstatt Waffen innerhalb einer Woche zu erhalten, begannen sie, sie in drei bis vier Monaten zu erhalten.“
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