Ukraine: "Russen setzen im Endkampf um Mariupol Giftgas ein"
Bis zur Unkenntlichkeit entstellt und in Schutt und Asche gelegt: Mariupol ist Synonym für die Zerstörung und das Leid, das Russlands Angriffskrieg in die Ukraine brachte. 480.000 Menschen lebten noch vor wenigen Wochen in der Hafenstadt. Nun sind nur noch wenige Verteidiger übrig. Und noch weniger Munition. Die Russen erobern die Stadt. Dabei sollen sie zu furchtbaren Mitteln greifen.
Die ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte schon länger vor dem russischen Einsatz von Chemiewaffen gewarnt. In der finalen Schlacht um Mariupol hat das ukrainische Asow-Regiment nun von einem angeblichen Angriff mit Giftgas berichtet. Eine unbekannte Substanz sei mit einer Drohne über der seit langem umkämpften Stadt abgeworfen worden, teilte Asow am Abend in seinem Telegram-Kanal mit.
Ukraine-TV: "Informationen derzeit nicht bestätigt"
Allerdings berichtete sogar der öffentliche-rechtliche ukrainische TV-Sender “Suspilne”, es gebe keine Bestätigung durch offizielle Stellen. Lediglich räumte man ein, dass Militärquellen die Wahrscheinlichkeit eines Chemiewaffenangriffs durch die russische Seite für “sehr hoch” halten würden. Angaben von Augenzeigen in der fallenden Hafenstadt zufolge, würde Opfer des Angriffs unter Atembeschwerden und Bewegungsstörungen leiden.
Petro Andryuschtschenko, ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol, betonte auf Telegram ebenfalls, dass “die Informationen über den Chemiewaffenangriff derzeit nicht bestätigt sind”. Details und Klarstellungen würden erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Selenskyj: "Der Westen muss noch härter eingreifen"
Was den Verdacht nährt: Die Ukrainer haben sich unter anderem in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt. Der Militärsprecher der prorussischen Separatisten von Donezk, Eduard Bassurin, sagte, eine Einnahme der unterirdischen Befestigungen auf dem Fabrikgelände wäre zu verlustreich. Deshalb solle man auf chemisch bewaffnete Truppen setzen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verwies in seiner nächtlichen Videoansprache auf eben diese Drohung – und drängte einmal mehr auf ein weiteres Eingreifen des Westens. Ein möglicher Chemiewaffenangriff sollte für ausländische Staaten Anlass sein, noch härter auf die russische Aggression zu reagieren, sagte er. Russland habe auch im Syrien-Krieg nicht selbst Chemiewaffen eingesetzt, aber den nachgewiesenen Abwurf von Bomben mit Giftgas durch die syrische Regierung gedeckt und abgestritten.
USA sind sehr beunruhigt
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte in der Nacht, es gebe keine Bestätigung für den Einsatz von Chemiewaffen. Sollten die Berichte stimmen, wäre das allerdings sehr beunruhigend.
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