Ukrainer über Bucha-Massaker: "Das könnte ich sein. Das ist Völkermord!"
Eine ganze Stadt – zerstört; ihre Bewohner – vergewaltigt, ermordet, hingerichtet. Das ist Bucha. Bilder des Vorortes von Kiew, in dem soeben ein unsägliches Massaker aufgedeckt wurde, gehen gerade um die Welt. Ebenso der Aufschrei der Ukrainer, für die der Krieg zu etwas noch schrecklicherem – zum Völkermord – wurde.
Straßen, die gepflastert sind mit Leichen, vor jedem Haus ein toter Bewohner, gefesselte Ukrainer, erschossen und in Hinterhöfen zurückgelassen, halbnackte Männer, blutig und mit klaren Spuren von Folter am Körper in Rohren abgelegt, junge Frauen, die im wahrsten Sinne des Wortes von ihren Rädern heruntergeschossen wurden, ihre feuerrot lackierten Fingernägel ein starker Kontrast im dunklen Matsch. Andere Körper liegen zwischen den Zapfsäulen einer Tankstelle, wieder andere, ebenfalls auf dem Rad, sitzen immer noch im Sattel als wären sie nur umgekippt – doch sie werden nie mehr aufstehen.
Abgetrennte Hände auf Straßenpfosten, halb zugeschaufelte Massengräber aus denen Kleidungsstücke, die Hände, Füße und Köpfe unschuldiger Zivilisten herausragen, daneben Schuhe und andere persönliche Gegenstände. Eine enthauptete alte Frau in einem zerstörten Auto, gefunden und betrauert vom ukrainischen Parlamentsabgeordneten Oleksiy Goncharenko, der gemeinsam mit anderen Freiwilligen die Straßen nach möglichen Überlebenden durchsucht und den Toten ihre letzte Ehre erweist – nein, das sind keine Bilder aus einem schrecklichen Alptraum, das ist Bucha.
for god’s sake, putin cannot remain in power
— ian bremmer (@ianbremmer) April 3, 2022
pic.twitter.com/IgqEfCkYJd
Die Kleinstadt, ein kleiner, ehemals pittoresker Vorort von Kiew, direkt hinter Irpin, der vor eineinhalb Monaten noch voller Leben war, in dem 27.000 Menschen lebten und in dem noch im Februar 90 Airbnbs vermietet wurden, ist nun mit schrecklichen Szenen wie den beschriebenen – leider, leider wahr – ein Mahnmal und ein Zeuge für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine geworden.
Putins Krieg, so bezeichnen ihn viele Menschen, doch noch ein weiteres Wort wird nach der Entdeckung der Gräueltaten von Bucha und dem Abzug der russischen Truppen aus der Kleinstadt im Zusammenhang mit dem Krieg immer lauter, immer öfter verwendet: Genozid. Völkermord.
Ukrainische Frauen melden sich zu Wort
Während die Welt vor Trauer um die mindestens 300 getöteten Zivilisten in Bucha weint und die Reaktionen von Politikern eintrudeln, die von noch schärferen Sanktionen für Russland und noch mehr Hilfen für die Ukraine sprechen, werden in den sozialen Medien am Sonntag auch die Ukrainer immer lauter – und sie alle nehmen dasselbe Wort in den Mund.
#BuchaMassacre tanks ran over bodies. #RussianArmy killed more civilians than the Serbs in Vukovar massacre. The handwriting of a serial killer. How many more?@EU_Commission @UNOCHA #Bucha #UkraineRussiaWar #RussiaWarCrimes #Terrorussia pic.twitter.com/x4Hyk4xO96
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) April 3, 2022
“Das ist Völkermord. Das könnte ich sein”. Ein trauriger Trend greift um sich, bei dem Ukrainer – vor allem junge Frauen, denn die Männer sind entweder in der Schlacht oder bereits tot – Fotos von sich selbst auf Twitter hochladen und Bilder von Leichen aus den Straßen und Massengräbern Buchas gegenüberstellen und klarmachen: “Das bin ich, noch lebe ich – aber auch das daneben bin ich. Ich könnte schon tot sein, ein verlorenes Leben im Krieg. Wenn das nicht Völkermord ist, was dann?”
Hello, World!
— х‘юстон, відповідай 🇺🇦 (@nachebto) April 3, 2022
My name is Nata. I'm in the photo on the left. An ordinary Ukrainian girl. I like walking, coffee and hugging my cat.
But at any moment "I am" can become "was". As for these people in the photo on the right.
Because we’re Ukrainians. #GenocideOfUkrainians #Bucha pic.twitter.com/pN75ejGKrj
it’s me on the left photo ordinary Ukrainian. Celebrate the birthday of a friend in #Gostomel
— Maryally (@Maryallys) April 3, 2022
on the right photo another Ukrainians civilians tortured and killed by russians in #Bucha - another Kyiv suburb
if it’s not #GenocideOfUkrainians so what? pic.twitter.com/w8kwvi2j9r
Hello world. It's me. My name is Olena, i'm Ukrainian.
— myshka (@myshka_litak) April 3, 2022
This is my photo on the left.
But also this is my photo on the right.
Each of us could be
raped by Russians and killed.
Just because we are Ukrainians.#Bucha #UkraineUnderAttaсk #Ukraine #StandWithUkraine pic.twitter.com/Ixuobp8NF4
Hello, world
— мішель пфайффер навпаки (@pffr_viceversaa) April 3, 2022
My name is Anastasia and I’m 20 y.o.
I'm into english teaching, sketching and traveling.
Every night I wonder if I am lucky enough not to get raped and killed. Like these people.
Because I’m Ukrainian.#GenocideOfUkrainians #Bucha pic.twitter.com/2umTA08B5o
Hello world. It's me. My name is Yulia, i'm Ukrainian.
— юля (@Kupriyanchyk08) April 3, 2022
This is my photo on the left.
But also this is my photo on the right.
Each of us could be
raped by Russians and killed.
Just because we are Ukrainians.#Bucha #Ukraine️ pic.twitter.com/XDyZqAQDEn
Hello westerns. I’m Alona from Ukraine.
— Фронтенд Кісік 🇺🇦 (@alonak__) April 3, 2022
This is my photo on the left.
But also this is my photo on the right.
Each of us could be
raped by Russians and killed.
Just because we are Ukrainians.#BuchaMassacre #Bucha #GenocideOfUkrainians pic.twitter.com/ctEauAbYPr
Hello world. It's me. My name is Eduard, i'm Ukrainian.
— Eduard K. (@eduard_daily) April 3, 2022
This is my photo on the left.
But also this is my photo on the right.
Each of us could be
raped and killed by Russians.
Just because we are Ukrainians.#Bucha #GenocideOfUkrainians #Genocide pic.twitter.com/v6Pzqaodmi
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